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Suzuki VS Intruder 800 VS 52 B Test

05.06.2018 13:39    |   Bericht erstellt von tomric

Testfahrzeug Suzuki Motorrad VS Intruder 800 VS 52 B
Leistung 50 PS / 37 Kw
Hubraum 805
HSN 7102
TSN 196
Aufbauart Andere
Kilometerstand 21960 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 5/1992
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von tomric 4.0 von 5
Gesamtwertung Suzuki VS Intruder 800 4.0 von 5
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Einleitung

Nach über 26 Jahren Motorradabstinenz habe ich mir im März 2017 mit der VS 800 die kleine Version meines absoluten Traummotorrads der späten 80er Jahre (VS 1400) geholt. Seitdem bin ich mehr als 6000 km mit der "Kleinen" unterwegs gewesen und habe auch einige sinnvolle Umbauten vorgenommen.

Galerie

Karosserie

3.5 von 5

Ohne vorverlegte Fussrasten bis 170cm Größe in Ordnung, mit vorverlegten Fussrasten und breiterem Lenker auch für größere Fahrer sehr bequem. Der Originallenker ist sehr schmal, mit einem breiteren Lenker angenehmer. Der Fahrersitz ist groß genug, der Soziussitz nicht wirklich üppig, zudem empfehlen sich Verlängerungen für die Soziusfussrasten.

Die Materialqualität und Verarbeitung mutet sehr solide an, Stahl statt Plastik, nur die Verchromung ist nicht auf dem Qualitätsniveau älterer Autos oder amerikanischer Motorräder, insofern sollte man diese gut pflegen, dann hat man auch lange Freude daran.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Verarbeitungsqualität

Antrieb

3.5 von 5

Die Motorleistung ist insbesondere für die Chopper/Cruiserfraktion ausreichend bemessen, ich hatte bisher auch bei Ausfahrten im Pulk mit VS1400 oder VL1500 keine Probleme mitzuhalten, man schaltet mit der Kleinen wegen des niedrigeren Drehmoments halt etwas häufiger

Vom Durchzug her ist das natürlich mit einem Sportler oder Sporttourer nicht vergleichbar, wenn man an der Strippe zieht. Der Motor dreht trotzdem sehr sauber hoch, zu untertourig sollte man ihn auf Dauer auch nicht bewegen, das merkt man aber sehr schnell.

Das Getriebe ist suzukitypisch, die Gänge wollen beherzt geschalten werden und manchmal braucht es auch vom Leerlauf in den ersten Gang und umgekehrt etwas Kupplungseinsatz und den ein oder anderen Schaltversuch mehr. Der Verbrauch liegt bei mir im Schnitt je nach Zuladung zwischen 5 und 5,5 l, wobei ich auch schon unter 5l geschafft habe. Die Reichweite wird durch den etwas kleinen Tank mit 12l (davon 2 Reserve) begrenzt.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Motor
  • + Verbrauch
  • - Reichweite

Fahrdynamik

4.0 von 5

Der Wendekreis ist für ein Motorrad angemessen, die Beschleunigung reicht im Alltag aus und ist für 50 PS aus 2 Töpfen durchaus recht annehmbar, könnte im Vergleich zu anderen Motorrädern natürlich besser sein. Die Lenkung mit Originallenker und -federung läuft gern jeder Spurrille nach, mit einem breiteren Lenker und ordentlichen Austauschfedern in Gabel und an der Hinterachse liegt die Suzuki aber sehr ordentlich, für einen Chopper lässt sie sich sogar recht agil durch die Kurven bewegen. Die werksseitigen Bremsen sind in Ordnung, mittels Stahlflexleitungen lassen sich diese noch etwas verbessern. Im Endeffekt reden wir hier vom technischen Stand der 80er Jahre, ein Vergleich mit hochmodernen Bremsanlagen wäre somit unfair. Wer will, für den gibt es Umbausätze auf 4- oder 6-Kolben vorn, womit sich moderne Verzögerungen realisieren lassen.

Das Fahr- und Kurvenverhalten ist mit dem Originalfahrwerk insbesondere bei höherer Zuladung etwas mau. Durch den Umbau auf die progressiven Federn liegt die Maschine nun in allen Bereichen deutlich direkter und stabiler auf dem Asphalt. Die Punktevergabe orientiert sich an meiner Maschine incl. der Modifikationen.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Fahrverhalten nach dem Umbau
  • - Originalfahrwerk

Komfort

5.0 von 5

Die werksseitig verbauten Federbeine in 12,5" Länge sind in 5 Stufen auf die Zuladung einstellbar, die von mir verwendeten Progressive Suspension HD in Originallänge sind optimiert auf Zuladungen/Fahrer ab 90 kg und kommen mit 4 Stufen aus. Stufe 1 ist nach dem Einfahren recht gut abgestimmt und komfortabel, Stufe 2 für jeden der es etwas direkter mag.

Die Originalsitzbank der frühen Modelle ist etwas weich und fühlt sich zuerst recht bequem an, das ändert sich aber nach 200-250 km schnell, deswegen empfiehlt sich der Umbau auf die spätere Sitzbankversion, den ich bei meiner auch durchgeführt habe. Der Sitz hinten ist nicht unbequem, nur etwas beengt.

Innengeräusche beim Motorrad ? Wer hat sich denn diese Fragen ausgedacht ? Der Gesamtgeräuschpegel ist mit der Originalanlage recht leise, wer mehr will, baut auf eine Zubehöranlage um (z.B. Eagle, Falcon, Miller, Vance & Hines).

Die Bedienung ist intuitiv und gibt keinerlei Rätsel auf, Details dazu und zur Wartung und Pflege stehen im übersichtlichen Fahrerhandbuch.

Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Fahrkomfort

Emotion

4.5 von 5

Tja, am Design scheiden sich bekanntlich immer die Geister. Als Liebhaber klassischer Motorräder, Chopper und Cruiser finde ich die VS-Reihe durchwegs sehr gelungen und rund um das Aggregat auch aufgeräumter, als das Vorbild, die Mid-80s Harley Davidson Wide Glide.

In Verbindung mit dem vergleichsweise wartungsarmen Kardanantrieb, den sehr standfesten Motoren und der Wasserkühlung, die vor Allem bei Staufahrten ihre Vorteile hat, wundert es nicht, daß die Intruder mitunter schonmal als "die beste Harley, die Suzuki je gebaut hat" bezeichnet wird.

Die Maschine ist kein Temperamentsbündel, aber auch keinesfalls lahm.

Ein Imageproblem gibt es nicht, eine optisch ansprechende Intruder braucht sich neben den Harleys auch auf Treffen nicht zu verstecken. Meine Kleine wurde und wird auf diversen Ausfahrten regelmässig von anderen Bikern in Augenschein genommen.

Nicht umsonst hat die "Trude" eine große Fangemeinde und die Gebrauchtpreise für gut erhaltene Exemplare sind seit Jahren stabil, bei der begehrteren VS1400 zeigte die Tendenz zuletzt sogar noch oben.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Tolle, klassische Chopperoptik

Unterhaltskosten

Verbrauch auf 100 km 5,0-5,5 Liter
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Versicherungsregion (PLZ) 8
Außerplanmäßige Reparaturkosten Sonstiges - Lenker und Vordergabel ausrichten bzw. checken nach einem kleinen Umfaller auf Kies (140 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Wer Spaß daran hat, für kleines Geld klassisches Chopperfeeling zu genießen, selbst etwas Hand anlegt, um sich das Motorrad anzupassen und mit der mittlerweile begrenzten Auswahl an Tuning/Umbauteilen klarkommt, oder über die Möglichkeiten verfügt, sich verfügbare Teile anzupassen, der bekommt ein standfestes, pflegeleichtes Motorrad zum Cruisen. Aufgrund der tiefen Sitzposition, sowie des mit 216 kg für die Fahrzeugklasse relativ niedrigen Trockengewichts, ist die VS auch für kleinere Fahrer und Fahrerinnen geeignet.

In gepflegtem Zustand zieht die VS immer noch viele Blicke auf sich und manche Details sind einfach genial gelöst, wie z.B. das Werkzeugfach mit Bordwerkzeug in der Sissybar, das mit dem Zündschlüssel ent/verriegelt werden kann.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wer auf den Bock aufsteigen und heizen will, auf Beschleunigung und extreme Kurvenlagen steht, der sollte sich nach anderen Motorradtypen umsehen. Gleiches gilt für Leute, denen Chopper/Cruiser nicht tief und laut genug sein können. Lauter ist im Rahmen machbar, aber tiefer benötigt dann einfach mehr Hubraum, wie z.B. bei der VS1400. Richtig laut für heutige Verhältnisse geht legal nur noch mit werksseitig eingebauten Klappenanlagen und den HD-Sound gibt es eben nur bei HD.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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