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Toyota Yaris XP13 1.5 Hybrid Test

28.01.2020 01:37    |   Bericht erstellt von sampleman

Testfahrzeug Toyota Yaris XP13 1.5 Hybrid
Leistung 100 PS / 74 Kw
Hubraum 1497
HSN 5013
TSN AHV
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 50000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 11/2016
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von sampleman 3.5 von 5
weitere Tests zu Toyota Yaris XP13 anzeigen Gesamtwertung Toyota Yaris XP13 4.0 von 5
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Einleitung

Ich habe mir im Oktober 2019 bei einem Toyota-Händler einen drei Jahre alten Yaris Hybrid in der Ausstattungsversion Style Select gekauft. Das Auto ist die vorletzte Facellift-Stufe, danach wurde noch an den Heckleuchten was gemacht, das Autoradio, das Cockpit und das Multifunktionslenkrad wurden überarbeitet. Ab 2020 läuft die Serie XP13 aus und macht einer kompletten Neuentwicklung Platz.

 

Ich fahre den Wagen seit nunmehr drei Monaten und bin damit seitdem rund 5.000 Kilometer gefahren.

Galerie

Karosserie

4.0 von 5

Der Yaris ist ein Kleinwagen, dafür ist das Platzangebot recht ordentlich. Die Rücksitze lassen sich einfach umklappen, allerdings hat man dann eine Stufe zwischen Kofferraumboden und Sitz. Es gibt einen Kofferraum-Zwischenboden, der kostet aber Aufpreis, dann ist die Stufe weg.

Die Sitze sind für einen Kleinwagen ganz okay, die Kopfstützen sind sehr hoch, auch für Zweimetermänner geeignet. Der Wagen würde für große Fahrer mehr bieten, wenn der Verstellbereich des Lenkrades größer wäre. Das Auto ist insgesamt ziemlich übersichtlich, dazu tragen die relativ großen Fenster, die großen Rückspiegel und natürlich die Rückfahrkamera bei. Mein Auto hat das so genannte "Privacy Glass", die hinteren Seitenscheiben und die Heckscheibe sind sehr dunkel getönt. Interessanterweise stört das aber gar nicht beim Rausschauen, da kenne ich andere Autos, wo das viel schlechter gelöst ist.

Der Qualitätseindruck ist ordentlich. Man merkt es zum Beispiel, dass die Türen nur ganz wenig Kraft zum Zufallen brauchen. Innen ist allerdings an vielen Stellen Hartplastik verbaut, das wirkt funktionell, aber nicht gerade edel. Ansonsten hat mein Auto Leder am Lenkrad und am Schaltknauf und Alcantara-Wangen an den Sitzen, das ist alles nicht unschick.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Kopfstützen auch für sehr große Fahrer hoch genug
  • + In meiner Ausstattungsvariante auch Beifahrersitz höhenverstellbar
  • + Sehr übersichtlich
  • - Lenkradposition zu niedrig und zu dicht am Armaturenbrett
  • - In meiner Version Mittelarmlehne am Fahrersitz, zu kurz, taugt nicht viel

Antrieb

3.5 von 5

Der Antrieb ist der Knüller an diesem Auto. Wem die Hybridtechnik egal ist, der kann sich auch irgendeinen anderen Kleinwagen kaufen.

 

Der so genannte Hybrid Synergy Drive (HSD) kombiniert einen Verbrennungsmotor (1,5 Liter, 75 PS) mit zwei Elektromotoren, die auch als Generator dienen können. Sie stellen maximal 45 kW zur Verfügung, die gesamte Systemleistung des Wagens wird mit 101 PS angegeben. Damit ist der Yaris Hybrid ordentlich, aber nicht fulminant motorisiert. In der Praxis geht er in knapp 12 Sekunden von 0 auf 100 und läuft nach Tacho 180. Das hört sich so weit ganz normal an, der Gag ist aber, wie der Wagen das macht. Die Kraftübertragung arbeitet stufenlos wie ein CVT-Getriebe, ist aber nahezu verschleiß- und verlustfrei. Beim sanften Anfahren rollt der Wagen rein elektrisch los, und irgendwann bei 20 km/h schaltet sich fast unmerklich der Verbrenner zu. Hat man es eilig (auf eine Vorfahrtstraße einscheren), latscht man einfach drauf, und das Auto zieht ruck- und ansatzlos los, und zwar durchaus munter. Dadurch, dass die Kraftübertragung stufenlos und ruckfrei arbeitet, fühlt sich der Wagen weniger rasant an, als er ist. Das Auto erzieht einen aber auch irgendwie zu einer fließenden, leisen, sparsamen Fahrweise.

 

Sobald der Motor nicht mehr gebraucht wird (bei Geschwindigkeiten unter 75 km/h) schaltet er ab, das Auto läuft dann rein elektrisch, das kann in der Stadt auch schon mal ein paar hundert Meter so gehen. Man merkt das eigentlich nur an einer gelben Lampe im Tacho, die angeht. Und sobald man anhält, ist Ruhe, der Motor ist aus.

 

Von anderen CVT-Getrieben kennen manche vielleicht die gewöhnungsbedürftige Geräuschkulisse, wenn man Leistung braucht. Wenn man etwa auf eine Autobahn auffährt, dann tritt man drauf, der Motor dreht konstant mit seiner Maximaldrehzahl von 4.800/min (höher dreht er nicht), während das Auto gleichmäßig beschleunigt. Sobald man etwas Gas wegnimmt, fallen Drehzahl und Lärmkulisse sofort ab. Das hat man auch in der Stadt immer wieder: Man tritt zum Beschleunigen oder beim Anfahren drauf, der Motor hebt kurz seine Stimme, um danach wieder in ein leises Murmeln zurückzufallen.

 

Für einen Kleinwagen ist der Yaris Hybrid vor allem in der Stadt sehr leise und kultiviert. Auch auf der Autobahn sind 130 km/h Dauertempo überhaupt kein Problem, erst darüber wird er etwas lauter.

 

Toyota gibt einen Verbrauch von 3,7 Liter laut NEFZ an, den erreicht man in der Praxis nicht. Wenn ich ganz normal fahre, dann brauche ich zwischen 5,2 und 5,7 Liter auf 100, allerdings gebe ich mir auch keine übertriebene Mühe, jeden Tropfen Sprit zu sparen. Das liegt aber auch an meinem Fahrprofil mit vielen Kaltstarts, dann läuft der Motor immer eine Weile durch, um sich aufzuheizen. Für den Sommer rechne ich mit einem halben Liter weniger auf 100. Anders als andere Autos verbraucht der Hybrid in der Stadt wenig und auf der Autobahn viel. Ich habe das Auto durch die Kasseler Berge gescheucht, und bin bei 6,4 Liter auf 100 rausgekommen.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Perfektes Zusammenspiel zwischen Verbrennungs- und E-Antrieb
  • + Bei niedrigen Geschwindigkeiten und in der Stadt sehr leise und sehr kultiviert
  • + Ausgesprochen angenehm und einfach zu fahren
  • - Bei Geschwindigkeiten oberhalb 130 km/h wird er laut
  • - Gewöhnungsbedürftige Geräuschkulisse, vor allem bei rasanter Fahrt
  • - Verbrauch zwar niedrig, aber deutlich höher als Werksangabe

Fahrdynamik

4.0 von 5

Wer von einem normalen Wagen kommt, der braucht etwas, bis er die Dynamik des Yaris einschätzen kann, was auch daran liegt, dass die Drehzahl des Motors nicht unbedingt mit der Geschwindigkeit des Wagens korrespondiert.

 

Davon abgesehen fährt sich der Wagen vor allem in der Stadt wunderbar leicht und wendig: Kleiner Wendekreis, leichtgängige Lenkung, reaktionsschnelle Kraftübertragung und vor allem bei geringen Geschwindigkeiten fülliger Antritt.

 

Serienmäßig hat mein Yaris Style Select 195er Reifen auf 16er Felgen. Doch im Moment hat er 175er Winterreifen auf 15er Rädern drauf, das fährt sich etwas indirekter. Aber grundsätzlich verleitet der Yaris nicht zum Heizen, auch schon deshalb, weil die Sitze wenig Seitenhalt bieten.

 

Gewöhnungsbedürftig sind die Bremsen. Zum Hybridkonzept gehört dazu, dass der Wagen beim Bremsen überschüssige Energie in die Batterie speichert, die er dann später für den Vortrieb nutzt (Rekuperation). Dazu hat er statt des Drehzahlmessers ein Zeigerinstrument, an dem man sehen kann, ob der Motor gerade Kraft braucht oder Energie zurückspeichert. Wenn man beim Fahren einfach nur vom Gas geht, rollt der Wagen ohne großes Bremsmoment weiter, es wird kaum Energie zurückgewonnen. Erst wenn man bremst, dann wirkt der Generator stärker und macht aus der überschüssigen Bewegungsenergie Strom für die Batterie. Das läuft alles über die Vorderräder. Bremst man stärker, so dass die gewünschte Verzögerung mit Rekuperation allein nicht erreicht werden kann, dann werden als erstes die Scheibenbremsen der Hinterräder genutzt, um das Auto beim Bremsen zu stabilisieren. Und wenn man dann noch stärker bremst, dann kommen schließlich die Vorderbremsen in Aktion, und dann ist man manchmal erstaunt, wie beherzt das Auto in die Eisen geht. Wer von einem Auto mit normalen Bremsen auf den Yaris Hybrid umsteigt, der findet das Bremsgefühl wenig transparent und ziemlich synthetisch. Man gewöhnt sich dran, und es hat einen positiven Nebeneffekt: Neben Sprit spart die Rekuperation auch Bremsbelege.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Vor allem in der Stadt sehr einfach und angenehm zu fahren
  • - Brems-Feedback etwas gewöhnungsbedürftig

Komfort

3.0 von 5

Bei meinem Yaris Hybrid muss man zwei Sachen auseinanderhalten: Den Komfort, den das Auto grundsätzlich bietet und den Komfort, den das Style-Select-Ausstattungspaket bereithält.

 

Der grundsätzliche Komfort ist in Ordnung. Die Federung ist okay, die Sitze vorn ebenso, hinten weiß ich es nicht so genau, da habe ich noch nicht gesessen. Die Innengeräusche sind in der Stadt sehr niedrig, wirklich luxuriös, auf der Autobahn ab 130 eher laut. Das Ganze unter der Maßgabe, dass es ein Kleinwagen in der Polo-Peugeot-208-Fiat-Punto-Liga ist. Abgesehen vom in der Stadt faszinierenden Hybridantrieb schlägt sich das Auto in diesem Bereich ganz ordentlich, mehr nicht.

 

Was den Umgang mit meinem Auto sehr angenehm macht, ist die füllige Ausstattung mit Gadgets. Das geht los bei Keyless Entry, Systemstart per Knopfdruck, elektrische Fensterheber rundrum, automatisch abblendender Innenspiegel, Tempomat, automatisch abblendendes Fernlicht, Regensensor, die ganzen kleinen Gimmicks. Zur Heizung und Klimatisierung ist zu sagen, dass beides nicht besonders heftig zuschlägt, die Heizung spricht relativ langsam an. Heizung und Klima sind links und rechts getrennt in der Temperatur regelbar, und eins ist auch noch zu erwähnen: Das Auto neigt - anders als andere Autos, die ich vorher hatte - wenig zum Beschlagen, man muss also nicht dauernd die Klimaanlage an haben. Die primären Bedienelemente liegen gut zur Hand, in der Praxis ist das Auto wirklich einfach zu bedienen, gerade in Anbetracht der exklusiven Antriebstechnik. Ein paar Klopfer hat sich Toyota dennoch geleistet: Die Knöpfe für Dinge wie Sitzheizung und Eco-Mode, für den Fernlichtassistenten und den Notbremsassitenten sind ziemlich versteckt.

 

Das bei mir verbaute Toyota Touch 2 Radio mit großem Siebenzoll-Display hat Stärken und Schwächen: Es bietet viele Funktionen, hat DAB, eine sehr ordentliche Bluetooth-Freisprecheinrichtung sowie die famose Rückfahrkamera. Es lässt sich aber insgesamt, auch wegen der vielen Funktionen, nicht unbedingt im Schlaf bedienen. Und die Knöpfe am Multifunktionslenkrad sind nicht beleuchtet. Das ist doof, wenn nachts einer anruft und man die Taste zum Abheben nicht findet. Das Display des Radios leuchtet auch, wenn das Radio aus ist - aber auch die Freisprecheinrichtung funktioniert dann. Klanglich ist das Radio gerade noch okay, mehr nicht.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Sehr leichte Bedienung
  • - Manche Bedienelemente schlecht zu erreichen

Emotion

4.0 von 5

Die Glücksmomente beim Yaris Hybrid sind anders verteilt als bei anderen Autos. Man fummelt nicht nach seinem Schlüsselbund, sondern fasst einfach die Türklinke an, schon ist das Auto auf. Drinnen drückt man auf einen Knopf, dann gehen ein paar Lampen an und das Auto piept. Kein Anlasser jammert, kein Motor heult. Dann legt man die Fahrstufe ein, nimmt den Fuß von der Bremse, und das Auto rollt lautlos los. Erst wenn man stärker beschleunigt, springt irgendwann beiläufig, fast unhörbar, der Motor an. Dieses Gleitende, Legere, muss man mögen, dann ist das Auto ein Traum. Wer beim Anfahren gern die Reifen pfeifen hört, wird mit dem Yaris Hybrid nicht glücklich.

 

Ein weiteres Glücksmoment beim Tanken: Irgendwann nach 500 bis 600 km geht die gelbe Lampe an, wie bei meinem vorigen Auto auch. Nur passen jetzt in den Tank statt 40 Liter nur noch 28 Liter rein, obwohl ich genauso weit gefahren bin, und unter dem Strich nicht langsamer.

 

Wer ein Auto sucht, das ihn nicht nervt, der ist beim Yaris Hybrid genau richtig.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Ein innovatives Auto, das nicht jeder hat
  • - Toyota-Design gefällt nicht jedem

Gesamtfazit zum Test

  • + Sehr robust: Kaum bewegliche Teile im Getriebe, weder Anlasser noch Lichtmaschine, kein Zahnriemen, keine Keilriemen, Motor sehr langlebig
  • - Relativ teuer im Ankauf, relativ kurze Wartungsintervalle
Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Der Yaris Hybrid ist ein Auto für Leute, die Wert legen auf eine Automatik, die ein sehr haltbares und einfach zu bedienendes Auto suchen und sich an Dingen wie niedrigem Spritverbrauch und elektrischen Zwischenpassagen freuen können. Die Style Select-Ausstattung hält zahlreiche sinnvolle Extras bereit, die den Wagen zu einer kleinen Luxuslimousine machen. Erstaunlich ist, wie wenig das Auto im Alltag nervt.

 

Wer eigentlich gern ein Elektroauto hätte, aber keine Lademöglichkeit hat und auch sonst Schiss wegen Reichweite etc. hat, der sollte den Yaris Hybrid kaufen: Genuss ohne Reue.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wer den Wagen ausschließlich kauft, weil er glaubt, dass er über den niedrigen Spritverbrauch Geld spart, der wird enttäuscht, denn der Yaris Hybrid braucht wenig, doch nicht so wenig wie versprochen. Und der Wagen ist eher der unaufgeregte Gleiter als der Racer.

 

Wer Elektroautos hasst, der wird den Yaris Hybrid auch nicht mögen.

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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