Saab 9-3 YS3F 2.8T V6 SportCombi Test #132321
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Saab 9-3 YS3F 2.8T V6 SportCombi Test

17.04.2014 03:16    |   Bericht erstellt von Hauptstadt_Omega

Testfahrzeug Saab 9-3 YS3F 2.8T V6 SportCombi
Leistung 250 PS / 184 Kw
Hubraum 2792
Aufbauart Kombi
Kilometerstand 168000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 6/2006
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von Hauptstadt_Omega 4.0 von 5
weitere Tests zu Saab 9-3 YS3F anzeigen Gesamtwertung Saab 9-3 YS3F 4.0 von 5
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Einleitung

Der Saab 9³, liebevoll "Troll" genannt, befindet sich nun schon eine kleine Weile in meinem Besitz und daher ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um ein kleines Resümee zu ziehen.

Da er als Zweitwagen und für lange Autobahn-Etappen genutzt wird, sind Unterhaltskosten zweitrangig, das Fahrvergnügen steht im Vordergrund - und ja, der Saab macht immer wieder Spaß. :)

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Karosserie

3.5 von 5

Von außen sprechen skandinavische Linien klare Worte: das hier ist ein SAAB. Man sieht nur ganz selten einen davon, die Leute gucken oft interessiert hinterher, scheinbar kommt der Lifestyle-Kombi ganz gut an.

Ich schreibe bewusst "Lifesyle-Kombi", das resultiert nicht daraus, dass ich damit zum Golfplatz oder Tennisturnier fahre, sondern daher, dass er schlicht nicht wirklich als Pampers-bomber konzipiert wurde. :p Denn was braucht so ein Familienkombi - richtig: besonders viel Platz hinten. Und daran scheitert es beim 9³. Die Beinfreiheit reicht für 1,80m große Personen völlig aus, der Seitenhalt auf den äußeren Sitzplätzen ist, dank Ausformungen von Sitz- und Rückenflächen gut, doch der mittlere Sitzplatz ist allenfalls ein Notsitz für sehr kurze Distanzen: Hier wird ein Opfer für den starken Seitenhalt der beiden anderen gebracht, d.h. schmale und harte Sitz/Rückenfläche mit null Seitenhalt. Praktisch sind die 2 Getränkehalter, die auf Knopfdruck vorne aus der Sitzfläche des mittleren Sitzplatzes fahren.

Der Kofferraum ist mit 430l immerhin größer als man von außen erwartet, von innen ist er komplett mit schönem Velours ausgestattet und verfügt über sehr helle Beleuchtung in den D-Säulen.

Genannte D-Säulen führen (besonders in Kombination mit getönten Scheiben) zu einer schlechten Sicht nach hinten. Fahrerisches Geschick und PDC Sensoren helfen da weiter. Wo ich grade schon bei den unpraktischen Dingen bin: Bei Regen verwirbelt das Wasser enorm hinter den Außenspiegeln, das führt, besonders wenn das Auto schmutzig war, dazu dass sich dort der Dreck absetzt und die Spiegelgläser geputzt werden müssen. Blöd.

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Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + gute Verarbeitung (Spaltmaße passen exakt)
  • + verwindungssteife Karosserie
  • - breite D-Säule
  • - familien-untauglicher Fond-Bereich

Antrieb

4.0 von 5

Der 2.8l V6 mit Turboaufladung aus dem Hause GM leistet 250PS und 350NM und ist die perfekte Motorisierung für den Troll. Zusammen mit der butterweich schaltenden 6-Gang Automatik (mit Tiptronic) findet schon aus dem Drehzahlkeller heraus eine permanent druckvolle Kraftentfaltung statt, die bis zur Leistungsspitze bei 5500rpm nicht abbricht.

Einziges Manko: Der Frontantrieb passt nicht recht zum starken Motor. Auf trockener Straße bei gradeaus-Fahrt kommt die Traktion bei Vollgas noch gut auf die Straße, aber wehe es soll aus einer Kurve herausbeschleunigt werden, wohlmöglich noch bei nasser Fahrbahn :o Da ist dann die Traktionskontrolle im Dauereinsatz, sie verrichtet ihre Arbeit aber recht feinfühlig und sorgt schnell dafür, dass wieder Grip zum Boden entsteht.

Der Verbrauch geht für den knapp 1,7t schweren Turbo-Schweden in Ordnung: ungefähr 10l (Super +)/100km bei entspannter Fahrweise auf der Autobahn. Lässt man der Leistung freien Lauf und ist oft mit mehr als 200kmh unterwegs pendelt sich der Verbrauch bei ca. 15l/100km ein. Ähnlich viel genehmigt er sich auch in Berlins überfüllten Innenstadt-Straßenstaus.

Die Reichweite von nur 400km bei zügiger Fahrweise ist ein Witz, aber rein physikalisch auch nicht anders möglich, bei 58l Tankvolumen. :rolleyes:

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Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + enorm Drehmoment-starker Motor
  • + sehr harmonisch und sportlich zu fahrende 6-Gang Automatik
  • + gute Fahrleistungen
  • - Traktionsprobleme durch Frontantrieb
  • - viel zu kleiner Kraftstofftank

Fahrdynamik

4.5 von 5

Auch in puncto Fahrdynamik kann der 9³ überzeugen, denn die Lenkung ist direkt und das Sportfahrwerk stellt den idealen Kompromiss zwischen Härte und Komfort dar. So ist es für den Saab ein leichtes, schnell über schöne kurvige Landstraßen zu gleiten und auch bei weit über 200kmh bleibt er spurstabil und sicher, die große Bremsanlage der aero-Austattung ist sehr gut zu dosieren und enorm stark. Auf den grauenhaft schlechten Straßen Berlins poltert es doch recht heftig im Auto, aber für die Innenstadt wurde er schließlich nicht gebaut.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + sportliches Fahrwerk
  • + sehr starke Bremsen
  • + direkte Lenkung
  • - Wendekreis ist verhältnismäßig groß
  • - auf schlechten Straßen poltert es mitunter unangenehm

Komfort

4.5 von 5

Die vollelektr. einstellbaren Ledersportsitze mit Memory-Funktion bieten sehr guten Seitenhalt, sind aber auch auf längeren Reisen sehr bequem, da sie nicht zu eng sind. Die Sitzverhältnisse hinten habe ich bereits eingangs im Bereich "Karroserie Platzangebot hinten" beschrieben.

Die Innengeräusche sind wirklich leise, der Fahrgastraum ist gut isoliert, so ist 

lediglich von hinten das sonore Brummen des Motors aus dem Auspuff zu hören.

Die Ausstattung bietet mit der Volleder-Garnitur mit Sitzheizung, elektr. Glasschiebedach, Regen+Lichtsensoren, automatisch abblendenen Spiegeln mit Rückfahr-Funktion, PDC, Bi-Xenon und 300W Soundsystem genügend Komfort für lange Reisen.

Minuspunkte handelt sich der 9³ aber bei der Bedienung des Navi/Infotainment-Sytems ein. Da alle Eingaben per Dreh/Druckknopf erfolgen, dauert es eine gewisse Zeit, bis eine vollständige Adresse eingegeben ist. Dafür lassen sich Telefonnummern per Sprachansage eingeben, die Freisprech- Qualität ist gut. Saab-typisch ist das SID (Saab-Information-Display), beim 9³ ist es mittig oben auf dem Armaturenbrett platziert. Es liefert dem Fahrer alle wichtigen Daten des Bordcomputers direkt ins Sichtfeld, gibt Warnhinweise und zeigt die Angaben des Navigationssystems. Ein weiterer Punkt, den es nur bei Saab gibt, ist die Funktion "Nightpaneel" bei der alle Anzeigen und deren Beleuchtungbis auf das Tacho komplett abgeschaltet werden. Anfangs war ich skeptisch, doch wenn man nachts alleine auf der Autobahn dahin gleitet ist das sehr angenehm für die Augen. Bei Bedarf schaltet sich die jeweilige Anzeige natürlich von selbst ein.

Das Auto heizt auch bei kalten Temperaturen bereits nach wenigen Minuten, die Klimatisierung ist vollautomatisch und sehr stark.

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Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + bequeme Sportsitze mit gutem Seitenhalt
  • + praktische Saab-Funktionen erleichtern das Fahren
  • - Dreh/Druckbedienung des Navis ist mühsam

Emotion

4.5 von 5

Saab steht für Individualität, durchdachte und sichere Autos. Genau das tut auch der Saab 9³, mit 5 Sternen beim Crashtest, aktiven Kopfstützen und 10 Airbags darf er sich zurecht zu einem sicheren Fahrzeug zählen, viele kleine Details zeigen, dass viel Ingenieurswissen investiert wurde um das Fahren so angenehm wie möglich zu gestalten.

Man sieht ihm seine Fahreigenschaften scheinbar von außen an, so sorgt er doch für Eindruck und rollt stilvoll dahin. Drängler gibt es nur wenige und die allermeisten davon würden jämmerlich verlieren.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + individuelles Auto mit Stil
  • + kraftvoller Auftritt auch von außen
  • - leidet etwas unter der Saab-Pleite

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Für mich ist mein Troll genau das was ich gesucht habe: ein treuer Langstrecken-Begleiter mit ordentlich Turbopower und allem erdenklichen Komfort. Der Sound und die Fahrleistungen sind einfach genial, wer also einen Kombi sucht und keine 3 Kinder hat, dafür aber gerne zügig und sicher unterwegs ist, der ist beim 9³ genau richtig.

Die Ersatzteilversorgung ist durch die Saab-Parts Gesellschaft gesichert und viele Bauteile sind identisch zum Opel Vectra/Signum.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wenn man einen praktischen Pampersbomber mit geringen Unterhaltskosten sucht, sollte man am Saab 9³ Sportcombi vorbeigehen und sich nach anderen Kombis umschauen.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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