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Mercedes V-Klasse 447 250 BlueTEC Test

25.12.2016 20:39    |   Bericht erstellt von VincentVEGA_

Testfahrzeug Mercedes V-Klasse 447 250 BlueTEC
Leistung 190 PS / 140 Kw
Hubraum 2143
HSN 1313
TSN EDB
Aufbauart Van
Kilometerstand 18000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 5/2015
Nutzungssituation Dienstwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von VincentVEGA_ 4.0 von 5
weitere Tests zu Mercedes V-Klasse 447 anzeigen Gesamtwertung Mercedes V-Klasse 447 4.0 von 5
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Einleitung

Poolfahrzeug der Firma, das mir zugeteilt wurde.

Galerie

Karosserie

4.5 von 5

Warum nur?

Als mir mein Chef als Firmenfahrzeug die V-Klasse präsentierte, wusste ich nicht so ganz, wie ich reagieren sollte. Das Teil macht zwar richtig was her und war garantiert nicht billig, aber was soll ich denn mit so einem beräderten Mammut? Der Transport großer Messestände ist ja ein doch recht seltenes Ereignis.. nun ja, besser als Fiestafahren ist es doch allemal und die Meisten würden mich um die schicke Blechburg beneiden. Also dankend angenommen und eingestiegen...

 

äh, erklommen. Man erklimmt die Blechburg, um sie dann einzunehmen. Es ist sicherlich keine Überraschung, dass das Platzangebot in dem Monstrum über jeden Zweifel erhaben ist und keine Wünsche mehr offen lässt. Bei voller Bestuhlung bleibt sogar ein Kofferraum übrig, während bei den meisten Vans direkt nach der Lehne schon die Heckklappe grüßt. Beim Auffahrunfall ein willkommener Sicherheitsaspekt, wenn ganz hinten öfter Kinder mitfahren.

Variabel ist das ganze in der Theorie auch, man kann Sitze hochklappen, ausbauen, umgedreht wieder einbauen und diverse Konfigurationen ausprobieren. In der Praxis ist das ganze Gefummel jedoch sehr lästig und langwierig, alleine klappt es gar nicht, zu zweit nur wenn wenigstens einer erstmal kapiert hat wie das Ganze funktioniert. Und die Schienen und Sitze wirken im Detail jetzt nicht so wertig wie der Rest, irgendwo haben sie halt doch gespart.

 

Der Qualitätseindruck hat ansonsten mit dem rustikalen Transportercharme des Vorgängers Viano nichts, aber auch wirklich GAR NICHTS gemeinsam. Design, Verarbeitung und die Materialien stünden auch einem Oberklasse-PKW gut. In dieser Burg bin ich der König, und von meinem Thron aus regiere ich gerne - auch wenn ich mein riesiges Reich kaum überblicken kann. Zumindest nach vorne und vorne seitlich ist es dank der hohen Sitzposition kein Hexenwerk, nach hinten und besonders schräg hinten geht es nur mit der 360-Grad- und Rückfahrkamera für Ungeübte ohne Schwierigkeiten. Dass die Assistenten extra kosten, habe ich bei der Bewertung mit einbezogen.

 

Kaum zu glauben, wie aufwendig Mercedes die V-Klasse vom Transporter Vito abgegrenzt hat. Das war zwar bitter nötig, aber dass man es so aufwendig und konsequent tut, verdient meine Bewunderung.

Galerie
Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Gigantisches Platzangebot
  • + Sehr edler Innenraum
  • - Gewaltige Außenmaße

Antrieb

4.0 von 5

Keine Ahnung, was der Kolloss auf die Waage bringt, aber es dürften locker über zwei Tonnen sein. Da hatte ich mit dem 2,2 Liter großen Vierzylinder schon Bedenken und hätte lieber sechs Pötte unter der Haube gehabt. Auf der anderen Seite hat MB das Aggregat auf 190 PS hochgezüchtet, in Familientransportern eine fast schon irrsinnig hohe Leistung, wenn man sich die alten VW T4 Multivans ansieht, die ihren Job ja auch irgendwie gemacht haben, ohne die Alpen rückwärts runterzurollen.

 

Die Fahrleistungen in der Praxis sind keinesfalls sportlich, ich würde sie eher als "nachdrücklich" bezeichnen. Will heißen: Das Auto gewinnt keinen Ampelsprint, macht auf der Autobahn keinen 3er nass, bietet aber für alle Eventualitäten genügend Leistungsreserven und fühlt sich zu keiner Zeit untermotorisiert an. Der richtige Motor im richtigen Auto, wobei der 250er bereits die Spitzenmotorisierung ist. Standard sind 136 PS im V200 CDI.

 

Im Schnitt fahre ich mit 7,8 Litern und einem entspannten Fahrstil. Im Stadtverkehr bin ich gut am Gas, ohne Sprints zu verlangen, überland fahre ich das, was erlaubt ist und auf der Autobahn pendel ich mich bei 120 ein. Klar, dafür sind 8 Liter kein Fabelwert, aber man bedenke in der Stadt das elefantöse Gewicht und auf der Autobahn die Aerodynamik einer Schrankwand. Von daher würde ich den Verbrauch als zeitgemäß durchgehen lassen.

 

Zeitgemäß sollte auch die gut abgestufte 7G-Tronic sein, doch sie fährt sich im V wie ein CVT-Getriebe, reagiert verzögert und nervös. Dazu neigt sie zu spürbaren Schaltvorgängen, insbesondere wenn sie noch kalt ist ruckelt es auf den ersten Kilometern ordentlich.

Nach dem Kaltstart benimmt sich der Motor deutlich besser, denn er nagelt kaum.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Ausreichende Kraftreserven
  • + Verbrauch im Rahmen
  • - Unharmonische Automatik

Fahrdynamik

3.0 von 5

Nun ja.. hier würde ich gerne schweigen... andererseits auch nicht, denn für die bauartbedingt sehr schlechten Anlagen macht sich der V ganz gut. Der Motor ist wie gesagt gut unterwegs. Auf der Habenseite steht auch eine relativ zielgenaue Lenkung, die zwar keine Rückmeldung gibt, den schweren Dampfer aber mühelos auf Kurs bringt und beim häufig notwendigen Rangieren die lästige Kurbelei minimiert, sodass sich der V nicht noch sperriger anfühlt, als er ohnehin schon ist.

 

In Kurven ist die Seitenneigung durch den hohen Schwerpunkt spürbar, eine Kippneigung ist aber ebenso Fehlanzeige wie eine zu leichte Hinterachse. Zum Schnellfahren kauft sich ohnehin niemand so ein Auto. Gelassen bewegt, stören höchstens noch die Bremsen, die dem enormen Gewicht scheinbar nicht gewachsen sind... die Verzögerung ist spürbar schlechter als bei einem kleinen und leichten Fiesta. Mit einem festen Tritt bekommt man den Wagen zwar zügig zum Stehen, das träge Ansprechverhalten hat mich aber am Anfang erschreckt.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Geringe Bedienkräfte
  • + Gute Fahrsicherheit
  • - Bremsen haben Mühe mit dem schweren Wagen
  • - Durch seine enorme Größe sehr sperrig

Komfort

4.0 von 5

Der Komfort ist die große Stärke des V. Als Avantgarde mit einigen weiteren Extras ist der Bus hervorragend ausgestattet. Die Kiste hat scheinbar die Vollausstattung.

Die Sitze sind eine Wohltat, und für einen Bus federt der Benz nicht so störrisch wie erwartet. Eine Sänfte ist er nicht, aber in Relation zu bauartbedingten Einschränkungen die so ein Bus nun mal hat federt er gut und ohne Poltern, das Geräuschniveau liegt auf PKW-Level, auch die Klimatisierung kommt mit dem sehr großen Luftvolumen im Fahrzeug gut zurecht.

Die Bedienung ist zuerst eine Katastrophe, doch an die Bedienung aus ein paar Tasten, dem Dreh/Drücksteller und auch noch der komischen Multimediakartoffel kommt man erstaunlich gut klar, wenn man sie erst einmal begriffen hat.

Galerie
Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Sehr gute Sitze
  • + PKW-Standards bei Fahrwerk, Klimatisierung und Dämmung
  • + Bedienung nur auf den ersten Blick kompliziert,...
  • - ... muss aber erstmal vom Konzept her verstanden werden

Emotion

4.5 von 5

Der W447 hat sich endgültig vom Handwerkerfahrzeug zum schicken Familientransporter emanzipiert und erreicht nicht nur den Bulli sondern überholt ihn meiner Meinung auch klar. Die Mischung aus dynamischem, kantigen Äußeren und der fließenden, eleganten Innenraumgestaltung überzeugt erst recht in Schwarz mit heller Lederausstattung.

 

Aus meiner Sicht ist der W447 der erste Kleinbus, der den Stern mit Stolz tragen darf.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Sehr ansprechendes Design
  • + Erfüllt die Erwartungen an die Marke

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Familien mit mehr als zwei Kindern, einer Hundefahrm, vielen Hobbys etc. haben hier das perfekte Auto: Es hat nicht nur verschwenderisch viel Platz, es ist dabei auch noch so edel und ansehnlich wie ein "normaler" Mercedes. Die aktuelle V-Klasse dürfte der eleganteste und hochwertigste Kleinbus sein, der derzeit erhältlich ist.

 

Die bauartbedingen Schwächen kann man in der Aufpreisliste auch kompensieren, so ist der 250er-Motor keine Wanderdüne und die 360-Grad-Kamera beim Rangieren eine Wohltat, die man ungefähr damit vergleichen kann, nach einem deftigen Chili con Carne ein leeres WC vorzufinden.

 

Das ideale Auto für die gut situierte Großfamilie!

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Das Ganze muss natürlich teuer erkauft werden, unter 50.000 Euro geht es einfach nicht. Dabei dürfte der V trotzdem noch etwas subventioniert werden, denn der VW Bulli ist ausstattungsbereinigt keinen Cent billiger.

Gegenüber dem T5/T6 ist der W447 das klar modernere und schönere Fahrzeug, wohlmöglich auch das Bessere.

 

Als Geschäftswagen würde ich ihn dann zwar als gut, aber doch nicht als ideal betrachten. Er macht optisch richtig was her und auf der Autobahn läuft er bei Richtgeschwindigkeit gut. Langstrecken lassen sich in diesem Auto quasi zum Frühstück nehmen, doch ab 160 wird es nervös und vor allem teuer, da der Motor große Anstrengungen gegen den Luftwiderstand erbringen muss. Die klassische Limousine bietet weniger Platz, doch das Übermaß des V vermisst man in der Mittelklasse auch als kilometerfräsender Vertreter kaum.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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