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Mercedes G-Klasse W463 300 Turbodiesel Test

04.09.2016 15:08    |   Bericht erstellt von sr-kamera

Testfahrzeug Mercedes G-Klasse W463 300 Turbodiesel
Leistung 177 PS / 130 Kw
Hubraum 2996
HSN 0710
TSN 316
Aufbauart SUV/Geländewagen/Pickup
Kilometerstand 174574 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 5/1997
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 3 Jahre
Gesamtnote von sr-kamera 4.5 von 5
weitere Tests zu Mercedes G-Klasse W463 anzeigen Gesamtwertung Mercedes G-Klasse W463 (1990 - 2017) 4.0 von 5
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Einleitung

Habe den Wagen als Ersatz für einen W163, 400cdi gekauft.

 

Zu Anfang war er mein einziges Fahrzeug. Mittlerweile ist er im Alltag durch einen Kleinwagen (smart cdi) etwas entlastet werden, was die Laufleistung angeht. Seine Mutation zu einem Reisemobil ist mittlerweile weit vorangeschritten. Idealerweise mit Wohnmobilzulassung. Das passende Dachzelt vom Vögele (bleischwer aber robust ohne Ende) ist auch drauf.

Galerie

Karosserie

5.0 von 5

Platz, Raumgefühl, Übersicht. Der G fühlt sich innen ein Bisschen an wie ein LKW oder Bus.

 

Die Kantigkeit führt zu dem Eindruck von Größe. Gleichzeitig wird der Raum im "Würfel" so viel besser nutzbar als in den runden SUVs. In Wirklichkeit ist es momentan der schmalste Mercedes. Das merkt man auch, wenn man breite Sitze vorne verbaut (bei mir Recaro Ergomed)

 

Die großen Scheiben schaffen zusammen mit den großen Spiegeln eine herrliche Übersicht. Und der Wagen fühlt sich von Innen längst nicht so groß an, wie er von Außen wirkt.

In Wirklichkeit ist er auch gar nicht soo groß. Ein W163 mit Reserveradhalterung am Heck ist länger.

 

Zuladen kann man ohne Ende. Man sollte sich nur nicht über die Laderaumlänge täuschen lassen. Selbst mit ausgebauten Sitzen hat man hier keine 2m.

 

Die Verarbeitung ist genauso wie in ner amerikanischen Werbung beschrieben "built unlike any other". Das Geräusch der Türen, die massiven Scharniere vermittelt Alles einen sehr stabilen Eindruck. Und wer einmal einen Rahmen ohne Karosserie gesehen hat, weiß auch warum sich da auch im Gelände nix verzieht.

Lediglich der Korrosionsschutz könnte besser sein. Deutlich besser.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Platz und Übersicht
  • - Rostvorsorge ab Werk verbesserungswürdig

Antrieb

4.0 von 5

Eines vorneweg, ich habe den Motor bei Motorleistung/Durchzug/Drehfreude grundsätzlich etwas höher bewertet, als man das im Vergleich zu modernen PKW tun würde. Es ist schließlich ein G und kein Sportwagen.

 

Der OM606 D 30 LA ist DER Diesel im G sofern man auf Haltbarkeit setzt und keine Wanderdüne fahren will. Die neuen haben mehr Druck, weniger Turboloch, aber sie haben eben wesentlich anfälligere CommonRail Technik. Der hier nicht. Der hält. Dafür braucht er etwas mehr und hat "etwas" mehr Turboloch und weniger "Dampf".

 

Der Idealmotor im G wäre natürlich der 400cdi in haltbar. Für ein Reisemobil auf der Bahn und im Gelände reicht der 300TD allemal aus.

 

Für nen G auch schwer beladen meiner Meinung nach ausreichend motorisiert. Auch bei 120/130km/h geht es noch ausreichend vorwärts. 165 km/h (per GPS gemessen) bzw noch über 150km/h mit Dachzelt und voll beladen gehen für mich vollkommen in Ordnung. Man ist nie ein Verkehrshindernis und kann an jedem Berg die LKWs überholen. Mal sehen, wie es im Sand wird. Aber da ging es früher ja auch mit 88PS.

 

Das Turboloch ist wieder gewöhnungsbedürftig. Hat man sich einmal dran gewöhnt, passt es zur ruhigen Art des G aber sehr gut.

 

Das Automatikgetriebe NAG1 ist nicht das weichste seiner Zunft, was aber wiederum auch hier die Haltbarkeit erhöht.

 

Durch die ganzen Anbauten, großen Reiden usw an meinem wird es mit dem Verbrauch oberhalb 100 schnell etwas ungemütlich. Bis dahin kommt man auch mit Dachzelt mit 14l / 100km aus. Ich jedenfalls. Auch im Mischbetrieb.

 

Das Fahrzeug hat einen neuen Oxy-Kat (und damit Euro3) und einen Partikelfilter spendiert bekommen. Letztere verhilft dann zur Grünen Plakette. Für Fernreisen herausnehmbar per Dreiecksflansch.

 

Mit 96l im Tank kam ich bisher immer über 600km. Die darin enthaltene großzügige Reserve von 20l muß einen auch bei Angehen der Reserveleuchte nicht panisch werden lassen. Eine weitere positive Kleinigkeit ist, dass in den Tankanschluß auch die großen LKW Pistolen passen.

 

Bei mir tut ein 70l Zusatztank unterflur in Rahmenmitte sein Übriges, dass ich beim Volltanken dann etwas seltsam angeschaut werde :-)

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + sehr robuster langlebiger Motor
  • + schöner Turbosound
  • + auf Grüne Plakette umrüstbar
  • - laaanges Turboloch, ein klassischer Turbo eben
  • - ab Werk Euro 1, Umrüstung auf Grüne Plakette sehr teuer
  • - hoher Vebrauch unter Last

Fahrdynamik

3.5 von 5

-Ein cW-Wert, dreimal so schlecht, wie aktuelle Coupes

-knapp 2m hoch

-2.460kg Leergewicht

-hinten noch Trommelbremsen

-Starrachsen

-Zahnstangenlenkung

-kein ESP, BAS, EPC, ETC usw... nur ABS

 

Was will man da erwarten?

 

Dennoch lässt sich der G BJ 97 auf der Straße erstaunlich sicher bewegen. Meiner Meinung nach um Welten besser als ein Defender 110.

 

Seit die 19 Jahre alten Dämpfer und Federn rausgeflogen sind und gegen Schlecnhtwegedämpfer und neue Federn (vorne weiß hinten violett) ersetzt wurde federt der G wesentlich straffer, ist in Kurven exakter und steckt hohes Gewicht viel besser weg.

 

Neben der Straße ist das Fahrverhalten ein Traum.

Für einen schwer beladenen G auf Pisten die ideale Wahl. Allerdings sind die Dämpfer erst oberhalb 70km/h wirklich gut.

 

Nachdem bei Kauf 255/65 R16 drauf, waren, habe ich jetzt als Winterreifen den Nokian WR3 SUV in 265/70 R16. Die zusätzliche Höhe und der cm breitere Reifen, tut dem Federungskomfort gut.

 

Als Reisebereifung fahre ich momenten BF Goodrich Mud Terrain TA KM in 255/85 R16 auf Stahlfelgen mit 22m Spurplatten. (44mm pro Achse) Höher, breiter und lauter. Beim Beschleunigen wirkt sich das hohe Radgewicht spürbar negativ aus.

Galerie
Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Drei Sperren und Untersetzung bringen den Wagen fast überall raus
  • + Unglaublich entspanntes Hängerfahren
  • - ABS im Straßengang nicht mehr abschaltbar, läßt sich aber nachrüsten

Komfort

4.0 von 5

Zum Federungskomfort - ich hab es eigentlich gerne weich. Da ich aber

mit viel Last viele Pisten fahre, habe ich auf Schlechtwegedämpfer und andere Federn umgestellt. Vorn 3' weiß und hinten violett. Da ist bei langsamer Fahrt im Leerzustand recht hart. Allerdings fahre ich nie leer, sondern immer mit mindestens 2,7to. Eher mehr. Mit über 3to mit 80 auf Schotterpisten - dafür ist diese Fahrwerkskombi ideal.

Wer es gern anders mag, kann sich aus der dreistelligen Zahl an Federkombinationen sicher was Passendes zusammenstellen. Oder besser von Jemand, der sich auskennt, zusammenstellen lassen.

 

Nachdem ich den 19 Jahre alten Fahrersitz wegen meines Rückens (Scheuermann) gegen einen Recaro getauscht habe, sitze ich herrlich. Auf der Rückbank haben sich bisher alle SEHR wohlgefühlt und das auch betont.

 

Durch die furchtbare Aerodynamik wird es mit zunehmender Geschwindigkeit laut.

 

Die Bedienung ist eigentlich sehr intuitiv, bis auf den zweiten Schalthebel und die Schalter für die Sperren.

 

Wie und wann man die Geländeuntersetzung und die 3 Sperren verwendet? Im Normalfall braucht man diesen Hebel und die drei Schalter fast nie. Entweder man weiß es oder man liest es nach. Oder man lässt es sich erklären und zeigen. Und man hält sich besser daran, was man dann da lernt. Sonst wird es teuer. Also lieber Finger weg, als einfach mal so zum Spaß Sperren auf der Straße schalten

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Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + gigantische Sitzheizung an dern Originalsitzen
  • - Originale Lichtmaschine etwas schwach.

Emotion

5.0 von 5

Ich hab die Farbe gesehen und gewußt: Den will ich haben.

 

Auch wenn vereinzelt G-Fahrer über Neid und Mißgunst berichten:

 

In der Farbe (Aquamarinblau-Metallic 341) scheint dem Wagen überall nur Sympathie entgegenzuschlagen. Liegt vielleicht am BALU Schriftzug Oder auch an den mitfahrenden Minions oder dem Dachzelt. Das zieht natürlich Blicke auf sich. Das schönste sind die Blicke der Kinder an der Ampel oder aufm Parkplatz, wenn sie die Heckleiter sehen.

 

Irgendwie scheint ein fernreisefähiger G mit Dachzelt wohl sowas wie ein Wunschtraum von Vielen zu sein. Fast alle würden es gerne machen, aber keiner traut sich.

 

Angefeindet worden bin ich deswegen noch nicht. Auch nicht wegen der bis vor kurzem noch fehlenden Grünen Plakette. Der G steht oft bei mir vorm Haus, wenn ich Kleinigkeiten im Innenraum mache. Wenn dann Familien vorbeilaufen, sehe ich an den Augen der Kinder (und Väter) deutlich wie sehr das zutrifft.

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Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Der Wagen zieht die Blicke auf sich.

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 400-500 Euro
Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr über 2.000 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 1.500-3.000 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 72768
Vollkasko 200-400 Euro 30%
Außerplanmäßige Reparaturkosten Motor/Kraftstoffversorgung/Abgasanlage - Motorsteuergerät (1 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Durch die Kombination aus extremer Geländetauglichkeit, reichlich Platz und Zuverlässigkeit für mich das ideale Fahrzeug.

 

Noch alltagstauglich, dennoch ausbaubar zum Reisemobil, bärenstark als Zugfahrzeug und als Lastesel - Alles was ich brauche.

 

Dass mit dem G alles etwas behäbiger zugeht und gehen darf, gibt ein ungemein entspanntes Fahrgefühl.

 

Auf Grüne Plakette kann man auch aufrüsten.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

On man den Wagen mag oder nicht, muß Jeder selber ausprobieren.

Testen und Entscheiden.

Wer einen G kauft sollte aber auf jeden Fall Folgendes berücksichtigen

-Teile sind teuer !!! Sehr teuer! Auch gebraucht! Da sind gebrauchte W163-Teile ein Witz dagegen.

-Der G schluckt beim Beschleunigen und bei hohen Geschwindigkeiten. Je schneller umso extremer. Insbesondere durch die schlechte Aerodynamik trifft Letzteres auf JEDEN G zu.

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 2

Tue Oct 11 17:28:00 CEST 2016    |    Schwarzwaldfan

Danke für den Test.

Tolles Auto, ein Common-Rail-Diesel würde diese immense Laufleistung nie schaffen. ;-)

Und der Reihen-Sechszylinder klingt sicher auch schöner.

Die Atik-Felgen konnte man noch in 2015 neu kaufen, habe ich auch getan. Sie stehen dem G einfach gut. Ich freue mich schon auf die Winterbereifung.

 

Gruß

Tue Oct 11 21:10:40 CEST 2016    |    Tomtr

Danke. Man sieht Du liebst ihn. Ich hatte auch mal einen G300DT Cabrio, iridiumsilber, BJ 1997. Er lief gut und zuverlässig, war aber ziemlich durstig. Ich musste ihn 2000 leider verkaufen. Im Nachhinein betrachtet war dies ein schwerer Fehler. Zutreffend ist, dass man nach einer längeren Fahrt sich gefühlt hat wie nach einer längeren Schifffahrt.

Mon Nov 07 12:47:35 CET 2016    |    ami74

danke für diesen überaus sehr guten bericht!

 

für meinen 1994er 350td trifft zum grossen teil auch alles zu!

durstig ist meiner nicht so überragend, ich benötige immer zwischen 9 und maximal 12 liter/100km. dazu muss ich sagen dass ich selten schneller als 110kmh fahre - eher nur 100.

ich liebe meinen G und hoffe dass er mich noch lange treu begleitet.

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