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Mercedes E-Klasse S213 300 de Test

01.11.2019 20:00    |   Bericht erstellt von szo2rt

Testfahrzeug Mercedes E-Klasse S213 300 de
Leistung 306 PS / 225 Kw
Hubraum 1950
HSN 1313
TSN HTC
Aufbauart Kombi
Kilometerstand 8200 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 6/2019
Nutzungssituation Dienstwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von szo2rt 3.5 von 5
weitere Tests zu Mercedes E-Klasse S213 anzeigen Gesamtwertung Mercedes E-Klasse S213 4.0 von 5
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Einleitung

Seit Juni bin ich stolzer Besitzer eines Mercedes 300de T-Modells, recht gut ausgestattet (Komfortsitze mit Belüftung, Panoramadach, alle Assistenzsysteme, dynamische LED-Scheinwerfer, Command-System, Burmeister-Anlage, Doppelverglasung, Headup-Display, Remote Parkassistent, heizbares Lenkrad).

Ich bin von einem Audi Q7 (Bj 2016) umgestiegen, Firmenwagen, ein neuer war fällig und ich wollte einen Diesel-Hybrid, weil ich von dem Konzept überzeugt bin. Und der Audi war mir zu wuchtig.

Ich habe jetzt knapp 8200 km Erfahrung gesammelt, davon 3800 rein elektrisch, überwiegend im Stadtverkehr.

Zunächst zum Antrieb:

Das elektrische Fahren begeistert, die 122 PS reichen vollauf im Stadtverkehr und auch auf Schnellstraßen bis ca. 130 km/h - der Wagen gleitet ruhig dahin, bedingt auch durch die Doppelverglasung stellt sich ein sehr niedriger Geräuschpegel ein, man hört quasi nur die Abrollgeräusche.

Da der Elektromotor im Getriebe sitzt, werden auch im E-Modus alle 9 Gänge genutzt. Zwei Schönheitsfehler – rollt man z.B. vor einer Kreuzung aus, gibt es einen unschönen Schaltruck beim Zurückschalten in den ersten Gang. Und beim Beschleunigen aus dem Rollen heraus scheint der Getriebeautomat kurz zu überlegen, wie er die Gänge sortieren soll.

Im Hybridmodus erfolgt ein erstaunlich reibungsloses Zusammenspiel zwischen E-Maschine und Dieselmotor. Dieser Modus wird automatisch bei jedem Start gewählt, das Anfahren erfolgt immer elektrisch.

Etwas enttäuschend ist der 4 Zylinder Diesel, der sich besonders im unteren Drehzahlbereich recht knurrig zeigt. Auch übertragen sich Vibrationen unangenehm auf den linken Fuß. Die Dämmung entspricht definitiv nicht dem Standard dieser Fahrzeugklasse. Ich vermute, das hat mit der Abstimmung der Motorsteuerung zu tun, denn die dürfte auf hohe Kaltlaufanteile mit niedrigstem Schadstoffausstoß ausgelegt sein und nicht auf Laufruhe.

Die Leistung ist mit 194 PS absolut ausreichend und in Kombination mit der E-Maschine regelrecht bullig. Bei stärkerem Beschleunigen füttert die E-Maschine immer Leistung zu, bis zu in Summe stolzen 306 PS und 700NM. Sportliches Einfädeln in fließenden Verkehr? Kein Problem. Überholen auf Landstraßen, Zwischenspurts auf der Autobahn – das macht wirklich Spaß. Das erhöhte Gewicht merkt man dem Wagen nicht an. Kleiner Wermutstropfen - Allrad war nicht lieferbar, so drehen die Hinterräder viel zu schnell durch.

Etwas fehlleitend ist die Reichweitenanzeige – da erscheinen bei vollem Tank und vollem Akku mal locker 1500 km Reichweite im Display, die dann beim Fahren schnell auf realistische Werte zusammenschmelzen. Mit dem 60l-Tank sind bei nicht zu sportlicher Fahrweise auf Langstrecke etwa 900 km möglich.

Mein bisher angezeigte Durchschnittsverbrauch über die Gesamtstrecke : 4,2 Liter und 8,8 kWh pro 100km. Rechnet man das rein auf Diesel um: 7,8 l/100km, rechnet man das elektrisch um sind das 19 kWh/100 km.

Beides erstaunt, der hohe Dieselverbrauch (überwiegend Langstrecke, moderat gefahren) und auch der geringe gerechnete elektrische Verbrauch, denn die Anzeige im Stadtverkehr zeigt typische Werte von 30– 50kWh/100 km.

Und der hohe elektrische Verbrauch ist auch real – vollgeladen zeigt das Display irgendwas zwischen 32 und 39km Reichweite. Bei eingeschalteter Klimaanlage und Sitzbelüftung (wir hatten 33 Grad Außentemperatur) ist auch schon mal nach gefahrenen 29km Schluss, bei einer nutzbaren Kapazität von ca. 12 kWh entspricht das stolzen 41kWh pro 100 km. Bei den heutigen Strom- und Dieselpreisen ist Strom teurer, besonders, wenn man an öffentlichen Ladesäulen nachlädt. Hier nervt anbieterabhängig oft ein hoher Minutenpreis (wohl um Dauerparker abzuschrecken) der dann mit den Stromkosten und Gebührenanteilen sich locker zu einem Euro pro kWh aufsummieren kann, wobei der Strom oft den geringsten Anteil ausmacht.

Alle elektrischen Verbraucher ausgeschaltet und extrem vorausschauend gefahren kommt man auf knapp 45km Reichweite, allerdings müssen dann kreuzungsarme Landstraßenanteile in nicht zu hügeliger Gegend dabei sein. Jetzt kommen die ersten Nachtfröste – mit Heizung reduziert sich die Reichweite atemberaubend, frustrierend zuzusehen, wie pro gefahrenem km die Reichweitenanzeige zumindest am Anfang gleich mal um 3km abnimmt. Lowlight bisher bei Außentemperaturen im 2 Grad-Bereich: Nach 23km war der Akku leer. Mal sehen wie es im Winter wird. Ich habe mir angewöhnt, die Heizung meistens auszuschalten, dafür die Sitz- und Lenkradheizung anzuschalten. Das bringt ein paar Kilometer mehr Reichweite.

Auf jeden Fall ist der Akku viel zu schnell alle und der „Schüttelhuber“ tritt deutlich merkbar den Dienst an.

Zudem unschön: der Akku thront im wahrsten Sinne des Wortes in ganzer Breite mitten im Kofferraum, 15cm hoch und 50cm tief und schränkt die Ladefähigkeit deutlich ein. Dazu kommt, dass die unter der Ladefläche befindlichen Stauräume mit Ladegerät (2,2kW für die Schukosteckdose) und Ladekabel Typ 2 fast ausgefüllt sind.

Gut, man zieht jetzt nicht jeden Tag um und da hat der Akku auch was Gutes - der Absatz von rund 15cm verhindert ein Verrutschen von z.B. Einkäufen im Kofferraum.

Geladen wird entweder mit dem mitgelieferten Ladegerät über ca. 6 Stunden, also über Nacht kein Problem. Alternativ kann man mit dem (aufpreispflichtigen) Typ 2 Ladekabel an den meisten Ladesäulen in unter 2 Stunden den Akku wieder befüllen, da die Ladeschaltung im Fahrzeug 7,4 kW zulässt.

Der Anschluss befindet sich rechts hinten am Fahrzeug, ich muss also an Ladesäulen rückwärts heranfahren, da die Kabel sonst zu kurz sind. Das mitgelieferte 240V Ladegerät verfügt über 7,50m Kabellänge, das funktioniert aber nur an Schukosteckdosen, über die nur wenige Ladesäulen verfügen.

Man kann den Akku auch durch den Dieselmotor aufladen („Charge-Mode“), auf Kosten eines deutlich erhöhten Dieselverbrauchs – das Getriebe schaltet dann einen Gang runter und die Start-Stopp – Funktion wird deaktiviert.

Es gibt insgesamt 4 Fahrmodi, einfach per Knopfdruck auf der Mittelkonsole umschaltbar:

Hybrid – der Akku wird elektrisch leer gefahren mit nur wenigen Dieselstrecken und dann wechseln sich E-Maschine und Diesel ab, Gefälle wird zum „Segeln“ genutzt und zum Laden des Akkus. Navigiert man zu einem Zielort, errechnet das Commandsystem die optimale Abwechslung von Diesel- und E-Maschine und sorgt dafür, dass in Ortschaften so weit wie möglich elektrisch fahren wird.

E-Safe –Modus: hier wird auch prinzipiell wie im Hybridmodus gefahren, die Akkuladung bleibt aber erhalten. Sinnvoll, wenn man bei längerer Fahrt den Akku für emissionsfreien Fahren am Zielort aufsparen möchte. In diesem Modus wird der Akku bei längeren Bergab-Anteilen auch über den zu haltenden Anteil hinaus geladen.

E-Modus – rein elektrische Fahrweise, der Diesel springt nur beim energischen Durchdrücken des Gaspedals nach Überschreiten eines deutlichen Druckpunkts an.

Charge-Modus – siehe oben.

Innenraum:

Achtung, Folgendes ist aus Sicht eines ehemaligen SUV-Fahrers geschrieben….. Beim Ein-und Aussteigen muss man deutliche Abstriche machen. Ich bin 1,82 m groß, keine 30 mehr und mag eine eher aufrechte Sitzposition. Wenn man bequem sitzen will, muss man sich in eine leicht liegende Position begeben. Langstreckentauglich, wenn man dann mal sitzt. Die Sonnenblende befindet sich für mich dennoch ungewohnt in Kopfnähe. Was der Stromlinienform des Fahrzeugs geschuldet ist und vermutlich auch dem Panoramadach, das reduziert die Innenraumhöhe im Randbereich doch deutlich.

Das Mitnehmen meines 1, 88m großen über 80 jährigen Vaters zu verschiedenen Besorgungen in der Stadt mit mehrfachem Ein- und Aussteigen wird für ihn zur Qual.

Der Sitzkomfort vorne ist tadellos, die Sitzbelüftung ist absolut empfehlenswert. Der Beifahrersitz lässt sich auch von der Fahrerseite bedienen und die Kopfstützen hinten lassen sich auf Knopfdruck einfahren.

Hinten geht es für 2 Personen mit nicht zu langen Beinen ganz passabel zu , auch der Kopfraum ist o.k. Leute über 1,80m haben aber wenig Freude, besonders wenn die Vordersitze weiter nach hinten geschoben werden. Einer dritten Person in der Mitte ist allenfalls Kurzstrecke zumutbar.

Insgesamt bietet das 5m lange Fahrzeug einen erstaunlich geringen Nutzraum (egal ob mit oder ohne Akku) . Wenn wir mal wirklich was transportieren müssen, nehmen wir unseren 10 Jahre alten Skoda Fabia Kombi. In den man auch besser rein- und rauskommt und der ausreichend Kopfraum hat.

Die Klimaanlage und auch die Heizung spricht sehr schnell an, lässt sich gut und fast zugfrei dosieren, die Vorklimatisierungsfunktion erlaubt es, das Fahrzeug rechtzeitig zum Wegfahren einigermaßen angenehm zu temperieren, geht natürlich zu Lasten des Akkus. Wintererfahrung habe ich noch nicht gesammelt, da bin ich als Laternenparker gespannt, ich befürchte, ich muss wieder kratzen. Eine klassische Standheizung ist nicht lieferbar.

Nettes Gimmick: die Ambiente-Beleuchtung, fast im ganzen Farbraum frei einstellbar, auch mit dynamischen Effekten wenn gewünscht. Regelt man die Temperatur im Fahrzeug runter, wird sie kurzfristig blau, bzw. in die andere Richtung rot. Spielerei.

Die elektronischen Helferlein:

Ich habe das Standard-Display in Verbindung mit dem Headup-Display gewählt, eine meines Erachtens gute Kombination. Vor allem das Headup-Display möchte ich nicht mehr missen. Alle wesentlichen Informationen sind präsent, ohne aufdringlich zu wirken. Der Helligkeitsumfang ist o.k, egal ob in praller Sonne oder bei Nacht.

Der Abstandshalter ACC funktioniert tadellos und recht harmonisch, auch bis zum Stillstand. Das Fahrzeug fährt auch nach mehreren Sekunden Stillstand wieder an. Beim Audi musste man nach spätestens zwei Sekunden das Gaspedal antippen, wenn es weitergehen sollte.

Der Abstand lässt sich in 4 Stufen wählen, ich nutze die beiden weitesten, bei den nahen Bereichen fühle ich mich unsicher. Die Regelung verträgt sich in 2 Dingen nicht ganz mit meinem Wohlfühlbereich. Beim Einscheren von Fahrzeugen dauert es recht lange, bis der Sicherheitsabstand wieder hergestellt ist. Und beim Heranfahren an Rückstau z.B. bei Kreuzungen erfolgt die Verzögerung für meinen Geschmack zu spät und führt dann zu einem unnötig scharfen Abbremsen. Stehende Hindernisse werden erkannt. Allerdings verlasse ich mich nicht darauf.

Der Spurhalteassistent hat auch so seine Schwächen – selbst wenn man das Lenkrad hält, „meckert“ das System regelmäßig, man solle die Hände ans Lenkrad legen. Das nervt. Offenbar wird erkannt, ob man eine Gegenkraft durch die Hände aufbringt, die Schwelle liegt hier wahrscheinlich zu hoch. Selbst wenn man das Lenkrad wirklich gut umfasst kann es passieren, dass bei ebener Fahrbahn ohne erforderlichen Lenkeingriff die Warnung erscheint, die bei kurzem Ruckeln am Lenkrad wieder verschwindet.

Der Wagen hält von sich aus ganz gut die Mitte der Fahrspur ein, Regelschwingungen (Pendeln zwischen den Spurbegrenzungen) konnte ich bisher nicht feststellen – dies war besonders beim Audi nervig.

Beim Touchieren von Begrenzungslinien wird aktiv gegengesteuert . Beim abrupten Überfahren von weißen Linien bremst der Wagen heftig ab und lenkt deutlich gegen. Was in vielen Fällen sinnvoll sein mag kann aber auch kritisch werden. Es gibt Autobahnabschnitte, da werden die Standstreifen bei hohem Verkehrsaufkommen als zusätzliche Fahrspuren freigegeben. Was zwangsläufig zum Überfahren breiter, weißer Linien im Bereich von Ein- und Ausfahrten führt. Das gefällt dem Auto gar nicht, es bremst ab, lenkt heftig gegen und bereitet dem Fahrer so einen kleinen Beinahe-Herzstillstand. Auch leichtes Anschneiden von Abbiegespuren kann zu so einem Verhalten führen.

Die Fußgänger-Detektion funktioniert, wie ich an einem Fußgängerüberweg mit einem Kopfhörer zugestöpselten, Handy spielenden Jüngling, der trotz rot auf die Straße trat, unfreiwillig ausprobieren konnte. Allerdings gab es auch eine Situation, in dem das Fahrzeug unvermittelt mit schrillem Alarmsignal heftig abbremste – kein Fußgänger, keinerlei Hindernis, keine kritischen Lichtverhältnisse – weit und breit nichts zu sehen!

Der Parkassistent funktioniert im Standardmodus recht gut, kann sowohl parallel als auch rechtwinklig einparken, erkennt allerdings die Parklücken nicht an den Bodenmarkierungen sondern anhand bereits (hoffentlich richtig) geparkter Fahrzeuge. Wechselt automatisch zwischen Vor- und Rückwärtsgang, gibt Gas, bremst. Nur zirkelt er das Auto nicht so richtig professionell in die Parklücken. Bei der praktischen Führerscheinprüfung würde er wohl gnadenlos durchfallen. Braucht zu viele Züge.

Richtig „cool“ ist das Remote-Einparken. V.a. bei engen Parklücken. Kostet allerdings Überwindung, das Auto mit dem Handy zu bewegen, und der gesamte Vorgang dauert auch recht lange. Funktioniert über Bluetooth. Verbinden von Handy und Auto ist einfach. Wenn das Fahrzeug sich bewegen soll, muss man ständig kreisende Bewegungen auf dem Display ausführen, hört man auf, bleibt das Fahrzeug sofort stehen. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig und erfordert Übung. Und man bekommt Aufmerksamkeit, wenn man in einem Parkhaus vom Nachbarn so zugeparkt ist, dass man die Türen praktisch nicht mehr öffnen kann. Und dann die bedauernden Blicke von Umstehenden maßlosem Erstaunen weichen, wenn man per Handy einfach das Auto vorzieht.

Hilfreich ist beim manuellen Einparken die im Display angezeigte Vogelperspektive. Ebenso unterstützen die Kamerafunktionen mit unterschiedlichen Perspektiven das Ausparken bei eingeschränktem Sichtfeld.

Verbesserbar ist auch das dynamische LED-Licht, es ist zwar sehr hell und verfügt über eine ordentliche Reichweite, mir fehlt allerdings eine Kurvenlichtfunktion und offenbar funktioniert das Ausblenden des Gegenverkehrs nicht so richtig. Bei Nachtfahrten werde ich vom Gegenverkehr regelmäßig „angeblinkt“, besonders auf kurvigen Landstraßen. Das kannte ich in dieser Häufigkeit weder vom Audi Q7 (Bj 2016) noch von einem Interimsfahrzeug, Ford S-MAX (Bj 2019). Im Vergleich kann ich dem S-MAX das mit Abstand beste dynamische LED – Licht inklusive Kurvenlicht attestieren.

Das recht teure Commandsystem mit Telefonvorbereitung inklusive drahtlosem Ladepad und 3 USB – Anschlüssen (einer davon Apple Car Play und Android-Auto-fähig) und einem SD-Kartenleser sowie DAB-Radio und (serienmäßig eingeschränkter) Internetverbindung erfüllt seinen Zweck mit Abstrichen. Ein CD-Spieler wird gar nicht mehr angeboten.

Die Bedienung erfolgt über zahlreiche Eingabemöglichkeiten – sowohl am Lenkrad als auch über einen Dreh-Drücksteller und das Mercedes-typische „Eingabehorn“ mit Touchpadfunktion. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber immer noch viel besser als alle mir bekannten reinen Touchscreen-Lösungen.

Zu den weniger guten Eigenschaften: Ich habe bis heute nicht gefunden, wie ich während aktivierter Navigation beim Abspielen von Medien auf den nächsten Song schalte – ohne vorher von Navigation auf Medienwiedergabe schalten zu müssen. Der DAB-Empfang erscheint mir recht leistungsschwach und die Qualität schwankt stark – zwischen Konzertsaalqualität zu Kofferradioqualität abhängig von der Umgebung. Häufiger kommt es zu kurzfristigen Wiederholungen des Sendeinhalts, quasi wie ein „Rillensprung“ bei alten Vinyl-Platten. Und manchmal schwankt die Wiedergabegeschwindigkeit, ohne dass sich die Tonlage ändert. Hört sich sehr eigenartig an. Vermutlich irgend ein Softwarealgorithmus, der bei schlechter Datenrate noch versucht zu retten, was zu retten ist. Ich kenne DAB-Radios aus zahlreichen Mietfahrzeugen. Ein derartig schlechtes Verhalten habe ich noch nirgends erlebt.

Auch nicht toll ist die Telefon-Ladeschale. Untergebracht in der mittleren Ablage des Armaturenbretts sieht man das Telefon nicht. Oh wie vermisse ich die Ansage, die beim Ausschalten der Zündung im Audi so nett darauf hinwies: Ihr Telefon befindet sich noch im Fahrzeug.

Mein Handy-Schutzhülle (dünnes Silikon) scheint schon grenzwertig zu sein, öfter funktioniert das drahtlose Laden mal nicht. Wenigstens wird man darauf hingewiesen. Und wenn es funktioniert, dann relativ langsam und das Handy wird ordentlich warm.

Eigene Musik kann man über USB-Sticks, SD-Karten oder Handy via Bluetooth einspielen. Bei USB-Sticks ist das System sehr wählerisch, es scheint offenbar vom Typ abzuhängen, ob der Stick erkannt wird oder nicht. Und nein, es hat nichts oder nicht nur mit der Art der Formatierung zu tun. SD-Karten funktionieren dagegen recht problemlos.

Die Navigation verfügt über Verkehrsdaten in Echtzeit, zumindest bislang war jeder angezeigte Stau ein wirklicher Stau, jede angezeigte Straßensperrung war auch eine. Die Zieleingabe funktioniert überwiegend über Internet. Da wird fast wirklich alles gefunden. Die Spracheingabe funktioniert erstaunlich gut.

Gewöhnungsbedürftig und nicht immer entspannend ist die Verkehrszeichenerkennung , besonders in Kombination mit der Navigationsfunktion. Im Prinzip braucht man beim Navigieren mit eingeschaltetem ACC kaum noch Gas oder Bremse zu betätigen, die Geschwindigkeit wird den in der Karte vorgegeben Werten bzw. den Straßenschildern und auch der Straßenführung entsprechend angepasst. Das funktioniert häufig gut, so wird vor dem Einfahren in Ortschaften oder beim Heranfahren an Kreuzungen und beim Durchfahren von Kurven die Geschwindigkeit rechtzeitig zurückgenommen.

Dann gibt es aber auch Situationen, da erfolgt das zu spät oder eben gar nicht. Und bei Baustellen werden zwar die temporären Geschwindigkeitsbegrenzungen erkannt, passiert man aber die regulären, jetzt abgeklebten Geschwindigkeitsschilder, beschleunigt das Fahrzeug auf den ursprünglichen Wert.

Und es gibt immer mal wieder Situationen, da werden plötzlich auf der Autobahn die 60km/h der Abfahrt übernommen, zugegebenermaßen relativ selten.

Trotz aller Meckerei: Alles in Allem ein recht gelungenes Fahrzeug. Wenn ich ein paar Wünsche frei hätte:

Die Themen s.o. angehen, da gibt es genug Betätigungsfelder. Akku vergrößern und geschickter im Fahrzeug einbauen, etwas mehr Kopffreiheit, Allradantrieb.

Karosserie

3.0 von 5

 

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Tolle Verarbeitung
  • - für ein 5m-Auto sehr wenig Platz

Antrieb

4.0 von 5

 

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Tolle Kombination Diesel, Elektrisch, E-Motor in der Stadt voll ausreichend
  • - geringe Reichweite des Akkus

Fahrdynamik

4.0 von 5

 

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • - Allrad fehlt, nicht lieferbar.

Komfort

4.0 von 5

 

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • - Geringe Kopffreiheit vorne

Emotion

4.0 von 5

 

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + passt alles

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Gute Kombination für gelegentlicher Langstrecke und Stadtverkehr.

Kann sehr sportlich bewegt werden, aber auch ganz entspannt gefahren werden.

Als Dienstwagen greift die geringere Besteuerung von 0,5% anstelle 1%.

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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