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Mercedes C-Klasse A205 Cabriolet 63 AMG S Test

25.01.2018 14:37    |   Bericht erstellt von t-64

Testfahrzeug Mercedes AMG C63S Cabriolet
Leistung 510 PS / 375 Kw
Hubraum 3982
HSN 1313
TSN FHN
Aufbauart Cabrio/Roadster
Kilometerstand 65000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 12/2017
Nutzungssituation Dienstwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von t-64 2.5 von 5
weitere Tests zu Mercedes C-Klasse A205 Cabriolet anzeigen Gesamtwertung Mercedes C-Klasse A205 Cabriolet (seit 2016) 4.0 von 5
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Einleitung

Eigenes Fahrzeug, Daily Driver

Galerie

Karosserie

2.0 von 5

Dieses Auto kauft man nicht wegen der Innenraumgröße. Es hat vorne und hinten den erwarteten Platz, der naturgemäß nicht der einer Großraumlimousine, aber für diese Fahrzeugklasse völlig in Ordnung ist.

Besser hätte man den Zugang zum Kofferraum gestalten könne, da durch die winzige Luke nicht mal eine Reisetasche durchschnittlicher Größe passt.

Wirklich nervig ist, dass man die Kofferraumklappe trotz Keyless-Go nur mittels Schlüssel-Fernbedienung oder eines Schalters in der Fahrertür öffnen kann. Einen Griff oder Sensor an der Heckklappe gibt's nicht. Man steht also nach dem Aussteigen (eigentlich immer) mit dem Schlüssel in der Tasche vor der geschlossenen Heckklappe und muss entweder den Schlüssel herausfummeln oder zurück, um die Fahrertür zu öffnen und den Schalter zu betätigen. Ich vermute Mercedes hat einfach den (ursprünglich vielleicht mal eingeplanten) Griff mit der Rückfahrkamera belegt und damit ersatzlos gestrichen ...

Das Handschuhfach ist durch den "geknickten" Deckel ziemlich schlecht zugänglich, das wird z. T. aber durch die - wegen des an die Lenksäule gewanderten Schalthebels - relativ großen Ablagen in der Mittelkonsole ausgeglichen. Aber Dinge wie ein Brillenetui im Handschuhfach blockieren aufgrund der etwas eigenartigen Formgebung des Deckels gerne mal das Schließen ... auch nervig.

Die Übersichtlichkeit nach hinten ist bei geschlossenem Dach konstruktionsbedingt natürlich eher schlecht. Das weiß man aber und es wird durch das 360°-Kamerasystem gut ausgeglichen. Also auf den Frühling warten und Dach öffnen ;-)

Der Qualitätseindruck könnte an einigen Stellen etwas besser sein, manche Kunststoffe könnten hochwertiger sein. Klappernde Gurtschlösser kann man konstruktiv sehr einfach und günstig verhindern ... nur Mercedes nicht. Das teilweise mit Alcantara bezogene Lenkrad sieht spätestens nach einem halben Jahr abgegrabbelt aus (und ich fahre nicht mit schmutzigen, schmierigen oder frisch eingecremten Händen).

Update 03/2019: leider sammeln sich immer mehr Qualitätsmängel an, die zunehmend nerven und von Mercedes als nicht nachvollziehbar (wie auch ohne entsprechende Probefahrt) ignoriert werden: u. a. werden inzwischen ab ca. 250km/h die Fenster aufgezogen.

Der komplette Innenhimmel wurde zwischenzeitlich ausgetauscht, weil die Führungsleinen darin durchgescheuert waren und sich das Dach dadurch nicht mehr komplett öffnen ließ. Ursache ist einfach die billigst-mögliche Verarbeitung: Befestigung mit gecrimpten Kabelösen, tw. im 90°-Winkel abgehend, Führungen durch Klebeband, Schnüre offensichtlich minderwertigster Qualität. Trotz Reparatur und (angeblicher) Verbesserungen des Systems waren nach einem weiteren Jahr die gleichen Mängel wieder absehbar. Zum Glück war das Auto rechtzeitig weg ...

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Sehr schickes Design
  • - Zugänglichkeit des Kofferraums
  • - Verarbeitungsqualität und Materialien

Antrieb

3.0 von 5

DER Grund, dieses Auto zu kaufen!

Der Motor ist super, das MCT-Getriebe schnell.

In jeder Lebenslage die Power, zumindest motorisch, die man haben möchte, sofern man die zur Verfügung stehenden gut abrufbaren Fahrmodi passend wählt (der Comfortmodus ist vergleichsweise lahm und wenig spritzig und sehr offensichtlich auf Spritsparen ausgelegt).

Der AMG-Sound ist für jeden mit Benzin im Blut ein Knaller :-))

Das MCT-Getriebe ist schnell, auch beim Überspringen mehrerer Gänge. Sport Plus oder Race-Modus ist weniger für die öffentlichen Straßen geeignet, kann mal Spaß machen, aber dafür eigentlich zu hart und zu hochtourig (... und der AMG klingt auch beim Cruisen bei 2.000 U/min super)

Schade ist, dass das Fahrwerk der Leistung nicht ansatzweise gewachsen ist. Die Leistung bekommt das Auto nicht wirklich auf die Straße, ständig drehen die Räder durch und die Systeme greifen ein. Insbesondere bei nicht ganz optimalen Straßenverhältnissen kann es bei normalen Abbiegevorgängen kritisch werden, mindestens macht es keinen Spaß, weil man ständig aufpassen muss, das Fahrwerk nicht zu überfordern.

... ok, der Verbrauch ... Jeder ordentliche Tritt auf's Gas ist spürbar, aber das weiß man und ignoriert es stur. Die Energie kommt eben ausschließlich aus dem Sprit, da sollte man sich keine Illusionen machen.

Update 03/2019: nach inzwischen über 30.000km ist mir der Spaß am Auto leider vergangen. Ein schöner Motor blendet anfänglich, aber genügt eben letztlich nicht.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Dieses Auto kauft man (fast) ausschließlich wegen des sensationellen Motors :-)
  • - Das Fahrwerk des Autos ist mit der Motorleistung überfordert.

Fahrdynamik

3.5 von 5

Vorab: die Fahrdynamik wird durch das komplett überforderte Fahrwerk zunichte gemacht und passt in keiner Weise zu den Erwartungen an dieses eigentlich hervoragend motorisierte Auto. Es gibt natürlich agilere Autos, die jedoch auch konzeptionell anders abgestimmt sind, was grundsätzlich ok wäre. Aber trotzdem sollte das Auto die Leistung auf die Straße bringen können, was bei diesem Fahrzeug leider nicht so ist.

Das Fahrwerk könnte insgesamt deutlich besser abgestimmt sein. Ich finde den Comfort-Modus bei höheren Geschwindigkeiten zu weich und den Sport-Plus- und Race-Modus insgesamt zu hart und hoppelig.

Noch schlimmer ist aber, dass die Leistung so gut wie nie auf die Straße gebracht werden kann. Insbesondere schnelles Anfahren oder Abbiegen ist praktisch nicht ohne durchdrehende Räder und/oder ruppig eingreifende Systeme möglich. Spaß verdorben!

Selbst Kurven in Schrittgeschwindigkeit z. B. beim Wenden, Ausparken o. ä. sind mit zunehmend abgefahrenen (bevor jemand meckert: noch sind 5-6mm drauf) nur mit Hüpfen (und ich meine Hüpfen wie Hüpfen) über die Vorderräder möglich. Die Lenkgeometrie passt offensichtlich nicht zu den Reifen (originale 19/20"-Mischbereifung).

Zeitweise blockiert die Lenkung beim Ausparken und lässt sich nur durch vor- und zurückruckeln des Fahrzeugs wieder lösen. Beide Mängel von Mercedes bestätigt, Lösung gibt's aber keine ...

Den Lenkassistenten nutze ich nur im Stau und habe ihn ansonsten komplett abgeschaltet, da er nur impulsweise lenkt und ständig zur Mitte der Fahrbahn will. Versetztes Fahren für bessere Voraussicht ist nur „gegen“ den Lenkassistenten möglich, was für ein ständiges Pendeln innerhalb der Fahrspur sorgt. Kein Spaß!

Die Warner sind durch die Bank zu empfindlich. Der Totwinkelassistent erfasst regelmäßig auch die übernächste Spur, der Kollisionswarner piepst schon mal in der Autobahnausfahrt, weil es dort - oh Wunder - Leitplanken gibt auf die man zufährt, bevor die Spur in die Ausfahrt führt etc.. Ständig piepst irgendein Assistent ohne erkennbaren Grund, was nur dazu führt, dass man ihn nicht mehr ernst nimmt. Sinn der Sicherheitsassistenten verfehlt. Mal sehen, ob sich da noch etwas einstellen lässt.

Update 03/2019: Nein, einstellen kann/will Mercedes nichts! Nochmal Spaß verdorben!

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Muscle-Car mit gutem Motor
  • - Komplett überfordertes Fahrwerk
  • - Fahrdynamik wird durch schlechte Assistenten ausgebremst
  • - Original-Reifen passen nicht zu Lenkung

Komfort

2.0 von 5

Bedienung, Übersichtlichkeit und Ausstattung des gesamten COMAND-Online-Systems ist nicht auf der Höhe der Zeit und für diese Preisklasse eher traurig.

Online-Apps funktionieren nur eingeschränkt. Ziele über die Handy-App ans Fahrzeug zu senden zur Zeit gar nicht (angeblich arbeitet man dran).

Die Navigation selbst funktioniert relativ zuverlässig, Meldungen zu Verkehrssituation etc. erreicht man aber nur umständlich über Menüs. Die Bedienung über den - zugegeben schicken - Controller ist ebenfalls nicht ausgereift. Das Touchpad streift man bei der Bedienung des Drehknopfes zu häufig versehentlich und die eigentlich nicht erwartete Aktion erfordert wieder zu viel Aufmerksamkeit.

Musikdateien von USB-Sticks ließen sich zunächst sich so gut wie nicht abspielen, da die Medien immer wieder nicht gelesen werden konnten. Infos von Mercedes zu Rückfragen bzgl. verwendbarer Speichermedien, Formatierungen, Dateiformate etc. kamen bisher nur schleppend und waren dann falsch. Nach ein wenig Recherche - u. a. hier bei motor-talk - gab es dann einen link auf eine Mercedes-Seite und das Problem war letzlich ganz einfach zu lösen. Offensichtlich arbeiten leider auch nur die üblichen "Fachleute" bei Mercedes und keiner weiß, was eingebaut ist oder wie es funktioniert, geschweige denn kennt die eigenen websites. Eine Suchfunktion auf der Mercedes Startseite hätte eine schnelle Lösung bringen können...

Schön wäre auch, wenn man Streaming Dienste wie Spotify nicht nur abspielen (Titel vor und zurück geht, aber ohne anzeigen zu können, was kommt, angezeigt wird nur der jeweils aktuelle Titel), sondern auch komplett ohne das Handy in der Hand steuern könnte (wie bei jedem durchschnittlich ausgestatteten Skoda für 1/4 des Preises). Geht aber nicht und CarPlay gibt's nicht :-((

Das Burmester Soundsystem ist ok, aber weit entfernt von hochklassig. Es fehlt sowohl an Brillanz und Druck als auch an Bass und hält nicht, was die Werbung verspricht.

Bezüglich des gesamten Navigations-, Online-, Entertainment-Systems hat Mercedes noch sehr sehr viel aufzuholen.

Das Fahrwerk ist wie zuvor beschrieben völlig überfordert. Und im Comfort-Modus finde ich es bei Geschwindigkeiten über 200km/h nicht präzise genug, im Sport-Plus- und Race-Modus wird es aber viel zu hart und stuckerig. So bleibt nur der Sportmodus, der aber immer zu Beginn der Fahrt eingestellt werden muss (das geht aber schnell und einfach).

Der Lenkassistent und die Kollisions-/ Totwinkelwarner sind - wie oben bereits beschrieben - alle viel zu empfindlich / haben einen viel zu großen Erfassungsbereich und piepsen ständig bei alltäglichen Situationen, ohne dass auch nur ansatzweise eine Gefahr besteht (und glaubt mir: meine Frau ist da empfindlich). Ich hoffe, da lässt sich noch etwas einstellen.

Update 03/2019: nein, geht nicht.

Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • - Comand ist von vorgestern
  • - Assistenten komplett untauglich

Emotion

3.0 von 5

Motorsound, Kraftentfaltung, das Ganze möglichst offen bei Sonnenschein auf der Landstraße.

Ja, Emotion pur.

Leider verpufft das mit jedem gefahrenen Kilometer aufgrund der zahlreichen nervenden Mängel und dem schlechten Mercedes-Service.

Mich nervt das Auto nur noch, aber auch das ist ja Emotion ...

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Emotion ist der Grund dieses Auto zu kaufen
  • - Mängel und Mercedes-Ignoranz verderben den Spaß komplett

Unterhaltskosten

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Toller Motor, gutes Getriebe, schönes Design. Das weckt Emotionen und nur deshalb kauft man dieses Auto und das ist der Grund für ein paar der vorhandenen Sterne. Die meisten anderen sind der Fragestellung geschuldet.

Es hat mich letztendlich noch kein Auto so genervt wie dieses und ich war noch nie so froh, ein Auto wieder los zu sein ...

Empfehlen kann ich das Auto nicht!

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Es gibt so viele nervende Mängel und kein spürbares Interesse von Mercedes, dies abzustellen, dass es aus meiner Sicht seinen Preis nicht mal ansatzweise wert ist. Ein schöner Motor reicht eben nicht!

Man wartet irgendwann nur noch darauf, was als nächstes nicht funktioniert oder defekt ist (und man wartet nie lange), endgültige Abhilfe gibt es so gut wie nie und das nervt einfach nur noch.

Ich war noch nie so froh, ein Auto wieder los zu sein ...

Gesamtwertung: 2.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 2.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 0

Wed Apr 18 06:13:26 CEST 2018    |    Kingofsweden

Danke für den aussagekräftigen Bericht!

 

Wie sieht es mit der Karosseriesteifigkeit aus?

Zittert der Windschutzscheibenrahmen so deutlich wie beim unmittelbaren Vorgänger (E-KLasse)?

Sind Verwindungen spürbar?