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Jaguar XK R 4.2 Test

28.07.2015 11:21    |   Bericht erstellt von MariusLola

Testfahrzeug Jaguar XK X150 4.2
Leistung 396 PS / 291 Kw
Hubraum 4196
HSN 2051
TSN 374
Aufbauart Sportwagen/Coupe
Kilometerstand 40000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 3/2003
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 3 Jahre
Gesamtnote von MariusLola 4.5 von 5
weitere Tests zu Jaguar XK X150 anzeigen Gesamtwertung Jaguar XK X150 4.0 von 5
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Einleitung

Ich habe meinen Jaguar XKR gezielt aus den Baujahren 2003 bis 2005 gesucht. In dieser Zeit vor dem Modellwechsel zum "neuen XK8" wurden zahlreiche technische Veränderungen vorgenommen. Allen voran das neue ZF-6-Gang Getriebe, das als sehr zuverlässig bekannt ist. Desweiteren wurden einige (bisherige) Extras nun in Serie verbaut (z.B. Xenon und das Fahrwerk "CATS"). Was man allerdings nicht brauchen kann, ist das Navi: Die Karten sind auf dem Stand von 2001 und es gibt keine updates. Ich habe mittlerweile die alternativen drei Rundinstrumente (Öldruck, Uhr, Batteriespannung) "rückgerüstet".

Ein weiterer Pluspunkt waren (für mich) die Kindersitze hinten. Bis ca. 8 Jahren kann ein Kind da noch halbwegs bequem mitfahren, danach hört dieser Spass auf und der Wagen ist eben kein "Familienauto" mehr.

Mein Fahrzeug sollte NICHT schwarz oder silber sein und ich hatte grosses Glück, zufällig in Puerto Rico, wo wir damals gerade lebten, ein hellblaues XKR Cabrio mit wenig Meilen auf dem Tacho (21'000) zu finden. Der Zustand war unverbastelt und unfallfrei.

Karosserie

4.0 von 5

Die Karosserieform enthält viele Elemente des E-Type (lange Frontpartie, ausgeprägtes Heck) und wurde bei der Einführung auch so beworben: "The cat is back".

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich auf den Wagen zulaufe, vor allem von vorne und der Seite ist er ein echter Hingucker. Die Rückansicht ist Geschmackssache und gefällt nicht jedem.

Galerie
Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Ein sehr gelungener Sportwagen mit Understatement
  • + Der Kofferraum ist für einen Wagen dieser Kategorie riesig
  • - Die hinteren Sitze sind für Kinder über 8 Jahren ungeeignet

Antrieb

4.5 von 5

Das Fahren mit einem XKR ist unaufgeregt - so lange man das Gaspedal sanft bedient. Sollte es erforderlich sein, werden umgehend knapp 400PS bereitgestellt, die kraftvoll, aber nicht lautstark die Karosserie nach vorne katapultieren. Manche Tester störten sich am Sirren des Turbos, aber das finde ich nicht unangenehm.

Das Getriebe arbeitet sehr zuverlässig und sanft.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Kraftvoll und durchzugsstark
  • + Der Verbrauch liegt zwischen unter 11 und 15 l/100km; das ist für 400PS nicht übel

Fahrdynamik

5.0 von 5

Nein, der XKR kann sich nicht mit einem V8 F-Type oder Porsche 911 messen - will er auch gar nicht! Wer seinen Testosteronspiegel im Griff hat, weiss den Komfort, gepaart mit ausreichend PS, durchaus zu schätzen. Man kann sich auch bei 180 km/h problemlos mit der Beifahrerin unterhalten (ja, bei geschlossenem Dach) und die Vorzüge der Fahrzeugdämmung erörtern.

Das hält den Fahrer aber nicht davon ab, den Sonntagsfahrer binnen weniger Sekunden im Rückspiegel verschwinden zu lassen.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Hochwertiger Sportwagen mit 400PS
  • + Die Bremsen sind zwar nicht auf Porsche-Niveau, aber immer standfest
  • - Bei Geradeausfahrt stelle ich ein Vibrieren im Fahrwerk vorne fest

Komfort

3.5 von 5

Das Gestühl hätte man mit besserem Seitenhalt anbieten müssen. Auch in einem mobilen Buckingham Palace treten Fliehkräfte auf und denen ist man im XKR nahezu hilflos ausgesetzt. Die Verarbeitung ist hingegen hochwertig.

Mir gefallen die Rundinstrumente und der Holzlook - es ist eben ein Engländer. Der Griff ans Holz-/Lederlenkrad ist eine besondere Wonne.

Galerie
Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Sehr gediegenes Ambiente
  • + Klimaanlage ist sehr leistungsstark
  • - Bedienelemente technisch nicht auf dem Stand von 2003 anderer Fahrzeuge
  • - Sitze bieten keinen ausreichenden Seitenhalt

Emotion

5.0 von 5

Bei Temperament wusste ich nicht, ob ich sportlich oder komfortabel ankreuzen sollte: Ein XKR befriedigt beide Ansprüche gleichermassen und das macht den Wagen aus.

Der Neidfaktor ist verglichen mit einem "lauten Italiener" oder einem Sportwagen aus Zuffenhausen niedrig und es überwiegen Neugier und Wohlwollen.

Galerie
Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Ein Hingucker mit starkem Sympathieeffekt

Unterhaltskosten

Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 1.000-1.500 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 1.500-3.000 Euro
Außerplanmäßige Reparaturkosten Sonstiges - Verdeckhydraulik (1870 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Wo bekommt man sonst einen echten Sportwagen mit solchen Kurven, einem leistungsstarken und standfesten V8, vielen serienmässigen Extras, einer hochwertigen Innenausstattung und hohen Sympathiewerten für unter 25'000 Euro?

Mein Fahrzeug verbraucht bei sparsamer Fahrweise (z.B. 120 km/h Schweizer Autobahn) unter 10 Liter/100km.

Ich gehe davon aus, dass gute XKR-Modelle in Zukunft rar sein werden und in einigen Jahren eine Wertsteigerung einsetzt. Voraussetzung ist, der Wagen wird sehr gut gewartet und ist nicht verbastelt. Während man auf die Wertsteigerung wartet, kann man sich an diesem wunderschönen Fahrzeug freuen.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Das Fahrzeug ist nichts für Perfektionisten. Ein Brite ist nun mal ein Brite und da muss man die Persenning eben manuell festmachen (immerhin ist das Verdeck schon elektrisch bedient). Wen das stört, greift zum Coupé.

Natürlich kann auch mal der eine oder andere Schalter ausfallen, was aber dank Fordtechnik sehr unwahrscheinlich ist.

Nachtrag August 2015: Kürzlich ist die Verdeckhydraulik ausgefallen und Öl und Schläuche mussten ersetzt werden - wie sich herausgestellt hat, ist das ein bekanntes Problem beim Cabrio und tritt nach 10-12 Jahren auf - Kostenpunkt: 1870€.

Wer einen Jaguar fährt, sollte den Besuch beim Händler nicht fürchten müssen: Ein grosser Service ist nicht gerade ein Schnäppchen (900-1200 Euro). Andererseits ist die Technik der Baujahre 2003-2005 sehr robust und wenig fehleranfällig.

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 1

Thu Dec 01 07:34:47 CET 2016    |    bronx.1965

Sehr aussagekräftiger Bericht, Sachlichkeit trifft auf Emotion. Schön geschrieben.

Einen grünen Daumen dafür! ;)

Tue Dec 28 14:10:46 CET 2021    |    Michael4Cars

Ein sehr schöner Bericht. Ja, ich suche mir jetzt auch einen. Egal welches Baujahr jedoch ist mir ist klar, dass mit den Baujahren nach 2003 bis 2005 die interessanteren Fahrzeuge bereitstehen.

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