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Mercedes E-Klasse W124 220 T Test

31.07.2011 19:19    |   Bericht erstellt von Graf Zahl 91

Testfahrzeug Mercedes E-Klasse W124 220 T
Leistung 150 PS / 110 Kw
Hubraum 2199
HSN 0708
TSN 453
Aufbauart Kombi
Kilometerstand 234000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 2/1996
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von Graf Zahl 91 4.0 von 5
weitere Tests zu Mercedes E-Klasse W124 anzeigen Gesamtwertung Mercedes E-Klasse W124 4.0 von 5
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Einleitung

Fzg. ist im Besitz seit 05/10 bei ca. 214500 km.

 

Bevor ich den Wagen kaufte stand irgendwann zuerst einmal fest, dass es ein 124er werden sollte (war nach 190D 2.5, 250TD und 250D in der Familie, wobei letzterer noch vorhanden ist, auch kein Wunder), der nächste Fixpunkt war der Motor (M111 2.2 Liter), der dritte der Ausschluss der Limousine (zu "brav", und auch zu häufig im Straßenbild) und des Cabrios (für mich als Abiturienten und angehender Zivi zu dem Zeitpunkt definitiv zu teuer :p).

Meine weiteren Vorgaben waren dann

Preis zwischen 2k und 3k €

möglichst nicht über 200tkm

Automatik

Schiebedach

4x EFH

Klima

Dann hieß es suchen und warten und wieder suchen und wieder warten. Ob Kombi oder Coupe war mir gleich, beides hat irgendwo seinen Reiz. Irgendwann bin ich dann im Netz auf einen feuerroten 220CE mit traumhaften Karopolstern in grau gestoßen, leider 600km entfernt und mitten in meinen Abiturprüfungen und als die dann durch waren, war natürlich auch das Auto weg. Damals schade, heute bin ich fast froh. Denn der nächste, der ins Raster passte, war dann tatsächlich mein Kombi. Als ich den Wagen fand (Freitag gegen späten Abend), stand er noch im Ruhrpott, Samstagmorgen beim Telefonat mit dem Besitzer bereits in Stuttgart - Inzahlungnahme beim Neukauf. Eine halbe Stunde Überlegung, dann Telefonat mit dem Händler und am Montag mit der Bahn gen Süden. Bis auf eine Macke beim Starten (inzwischen behoben), irgendwelche China-Reifen und einen verrotteten Auspuff anscheinend top in Ordnung, vor allem rostfreie Schweller (UNBEDINGT beim Kauf darauf achten, hinter den Deckelchen für den Wagenheber nachschauen).

Ein paar Kleinigkeiten hab ich selbst gemacht, im Winter wurde dann nach Wassereinbruch hinten links der Fensterrahmen entrostet, neu geschweißt und verzinnt, vorm TÜV mussten die Traggelenke erneuert werden, jetzt wird noch der Rost am Kotflügel beseitigt und die gerissene Stoßstange ersetzt (Kosten bis Traggelenke ~ 1100€ in einer freien Werkstatt).

 

Alltagseinsatz im Stadtverkehr, gelegentlich Langstrecke (u.a. Zelt-Urlaub letzten Sommer durch DK, S, N u. retour)

Galerie

Karosserie

4.5 von 5

 

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Platzangebot vorn ist top, auch für lange Beine (bin selbst 1,86)
  • + Riesiger Kofferraum (530-2175 Liter) --> nicht nur Volumen, sondern auch Fläche (reicht bei umgelegter Bank zur Not auch zum Übernachten)
  • + Lässt sich dank Sternpeilung vorn und klar erkennbarem Heckabschluss gut einsehen und fahren (auch parken)
  • + Top Anhängelast von 750kg ungebremst/2100kg gebremst
  • + Karosserie selbst passt überall, massiv, scheint für die Ewigkeit gebaut...
  • - ... bis auf die vorderen Kotflügel, die anscheinend ab MOPF II gern dem Rost anheim fallen (250D von '90 ist noch rundrum einwandfrei)
  • - Hintere Sitze sind bequem und gut gepolstert, nur kann hinten niemand mit langen Beinen gut sitzen, während genau so jemand fährt (allerdings immer noch besser, als in so manchem Kleinwagen, das hier ist Meckern auf hohem Niveau)

Antrieb

3.5 von 5

 

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + 150 PS reichen voll und ganz aus, sofern man keinen Rennwagen sucht
  • + Schaltet innerorts schon bis in den 4., zieht danach auch zügig an, wenn er nicht mehr zum Schalten gebracht wird
  • - Braucht zwischen 8,5 (Sommer, schwedische Autobahn bei 110) und 14,5 Litern (Winter, Stadtverkehr bzw. Autobahn bei 210 km/h), allerdings sollte Verbrauch grundsätzlich niedriger sein, ein Ventil scheint nicht mehr in Ordnung (verbrennt nicht sauber)

Fahrdynamik

4.5 von 5

 

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Grandioser Wendekreis
  • - Etwas unpräzis wirkende Lenkung kann bei hohen Geschwindigkeiten zu leicht nervösem Fahrverhalten führen

Komfort

4.5 von 5

 

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Sitze für mein Empfinden unerreicht. Im ersten Moment etwas hart, dafür aber mehr als langstreckentauglich
  • + Irgendein Redakteur schrieb einmal: "Dieses Ding da unten links ist die Feststellbremse: Wenigstens das sollte man der Frau des Herzens sagen, wenn sie zum ersten Mal vom Fiesta auf die mittelalte E-Klasse umsteigt. Mehr nicht." --> Recht hat er.
  • - Federung: Einer der Vorbesitzer ließ einen H&R-Tieferlegungssatz verbauen, ist Geschmackssache. Nervt beim Ölwechsel ohne Bühne mehr als nur ein bisschen, bei diversen Bordsteinen ist Vorsicht geboten --> werden demnächst gegen Originalfedern getauscht

Emotion

4.5 von 5

 

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Absolut zeitloses Design.

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 100-200 Euro
Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr bis 100 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr bis 200 Euro
Haftpflicht 400-500 Euro (55%)
Teilkasko 50-100 Euro
Außerplanmäßige Reparaturkosten Sonstiges - Hintere Seitenscheibe (1x), beide Traggelenke --> neue Stoßstange und Rost am Kotflügel steht noch aus (1100 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Der 220TE/E 220 T ist im Grunde eine gelungene Mischung aus allen Variationen, die der W124 so zu bieten hat:

Geräumig, relativ sportlich und dennoch preiswert im Unterhalt

--> der beste Kompromiss für den Alltag

 

Hinzu kommen all die Dinge, die einen Mercedes dieser Zeit ausmachen:

Klares, zeitloses Design

Intuitive Bedienung

Robuste Mechanik

und viele kleine Lösungen im Detail wie z.B.

Rücksitzbankverriegelung über mechanischen Türkontakt und ohne Knöpfchen und Hebelchen zum Drücken

Serienmäßig außentemperaturgesteuerte Heizung für Außenspiegel, Wischwasser, -leitungen und -düsen

automatisch verriegelnde Heckklappe

 

Grundsätzlich würde ich zum Automatikgebtriebe raten. Ich finde die MB-Schaltgetriebe aus dieser Zeit haben zum einen sehr lange Schaltwege und sind zum anderen - dadurch noch verschärft - ziemlich hakelig. Sonderlich haltbar scheinen sie auch nicht zu sein, unser 190D hat seinerzeit bis zum Verkauf mit etwas über 500tkm bei uns zwei AT-Getriebe bekommen.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Natürlich kommt es immer auf die Zielsetzung des Käufers an.

Wenn Geschwindigkeiten und Beschleunigung zweitrangig sind und die Wirtschaftlichkeit im Vordergund steht, dann ist ein 200TE bzw. 250TD die bessere Wahl.

Steht Fahrspaß im Vordergund, Kosten und Nutzwert eher im Hintergrund, wäre vermutlich ein 320CE oder ein 400E interessanter.

Sucht man aber einen relativ günstigen, haltbaren Kombi, der trotzdem Fahrspaß bietet, ist man hier richtig.

 

Zu bedenken geben möchte ich persönlich noch zwei Dinge:

Den Beifahrer-Airbag

und die IR-Zentralverrieglung, beides Serie ab '93, vorher teils als Extra möglich.

 

Der Beifahrer-Airbag

ist eine tolle Sache, was die Sicherheit betrifft, war nur leider in den 80ern bei Entwicklung der Modellreihe noch nicht vorgesehen. Daraus resultiert, dass man keinen Platz zum Einbau dafür vorgesehen hatte und dann '93 das Handschuhfach dem Airbag weichen musste. Ersatzweise gab es dann eine Rollobox für die Mittelkonsole, die habe ich aber aufgrund einer fummeligen Öffnung ausgebaut und mir vom Schrotti einen originalen Teppich für die Mittelkonsole besorgt. Ich habe mehrfach schon überlegt, den Airbag gegen ein Handschuhfach auszutauschen (ist rechtlich auch möglich, da die Modellreihe eben nicht von Anfang an darüber verfügte), habe mich aber bis jetzt nicht dazu durchringen können.

 

Die Infrarot-Zentralverriegelung

ist im Grunde auch eine nette Sache, man muss den Schlüssel nicht mehr extra ins Türschloss stecken, auch Kratzer durch einen Schlüsselbund bleiben so aus. Der Nachteil ist die damit verbundene Sparmaßnahme: Vorher konnte man an beiden vorderen Türen und hinten mit dem Schlüssel das ganze Auto ver- und entriegeln. Ab '93 gibt es links und hinten einen IR-Sensor, hinten und rechts ein mechanisches Schloss. Über IR öffnet und schließt man das ganze Auto und schaltet die Wegfahrsperre, über die beiden mechanischen Schließzylinder öffent man nur die jeweilige Tür/Klappe, was zuweilen ziemlich unpraktisch sein kann, weil man erst das Auto umrunden muss. Ich habe das Problem gelöst, in dem ich rechts statt des mechanischen Schlosses einen Empfänger eingesetzt und Kabel zur linken Seite verlegt habe. Etwas aufwendig, aber effektiv - hat nur den Nachteil, dass ich jetzt bei Versagen der Elektronik nur noch durchs Heck einsteigen kann :p

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 2

Wed Nov 14 14:50:33 CET 2012    |    Gelöscht1302706

Alter Schwede,

 

deine Beschreibung könnte genau so gut von einer seriösen Auto-Fachzeitschrift stammen.

Sehr gelungen, Bravo!!

 

Ich habe mir gerade einen gekauft und bin voll und ganz zufrieden.

Natürlich hat bzw. hatte meiner auch etliche Macken da in Summa Summarum zum KP noch 2.000

dazu kommen, aber dann ist er wieder Top für die nächten 100.000 km,.

 

Musste nur ab und zu schmuntzeln was ich da so las bei den "Nachteilen"

explizit die Infrarot-Ferbedinung und das einmal Rummlaufen,

wenn mann was vom Sozius geholt hat, um abzuschliesen.

Hab mir auch schon überlegt eine Funkfernbedinung einbauen zu lassen, aber vielleicht gewöhnt

ich mich noch daran

 

Alles gute wünscht dir Michael aus Berlin

Thu Jan 17 10:39:31 CET 2013    |    Graf Zahl 91

Moin Michael,

 

besten Dank für die Blumen, hab eben erst gesehen, dass hier doch einer mal nen Kommentar hinterlassen hat ;).

 

Falls Du mit der Verriegelung noch nichts verändert hast, aber gern noch würdest, hätt ich noch nen Tip: Man sagte mir bei MB damals, dass der IR-Kabelbaum eins wäre, jetzt hab ich neulich aber gelesen, dass das Kabel, das beim T in die Heckklappe geht, wohl eine Verlängerung mit Steckern auf beiden Seiten sei. Das würde das selbst basteln ersparen und Du müsstest das nur noch links im Fahrerfußraum in den originalen KB "einspeisen" und in die rechte Tür verlegen.

 

Ich hab meinen jetzt übrigens verkauft und bin auf der Suche nach nem Coupe..

 

Beste Grüße in die Hauptstadt und viel Spaß mit Deinem Kombi

 

Adrian