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Ford Fiesta Mk7 (JA8) 1.6 ST Test

08.04.2016 11:27    |   Bericht erstellt von Sir Firekahn

Testfahrzeug Ford Fiesta Mk7 (JA8) 1.6 ST
Leistung 182 PS / 134 Kw
Hubraum 1600
HSN 8566
TSN BGQ
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 10000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 10/2015
Nutzungssituation Probefahrt
Testdauer ein Wochenende
Gesamtnote von Sir Firekahn 4.0 von 5
weitere Tests zu Ford Fiesta Mk7 (JA8) anzeigen Gesamtwertung Ford Fiesta Mk7 (JA8) (2008 - 2017) 3.5 von 5
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Einleitung

Testfahrt im Rahmen einer ausgiebigen Probefahrt.

Galerie

Karosserie

3.5 von 5

Der Ford Fiesta ist als ST ein von Außen recht ansprechendes Fahrzeug. Eine noch als dezent durchgehende sportliche Note trifft auf einen ziemlich präganten Kühlergrill, der deutlich von Aston Martin abgekupfert wurde. Die 17'' Felgen in Grau des Performance Paket I stehen dem roten Testfahrzeug wirklich hervorragend.

Der Innenraum bietet ein anderes Bild. Während das griffige und ansehnliche Lenkrad, die hübschen Leder/Stoff Recaros im Schalendesign (Leder-Sport-Paket) und der Schaltknauf recht gelungen sind, ist der Rest eine (Fordtypische) Plastikansammlung wildester Art. Man kann durchaus auch Plastik appetitlich anrichten, Ford, schaut doch mal bei eurer früheren Tochter, Mazda! Dennoch ist alles solide verarbeitet und es ist deutlich schöner als die "New Edge" Fordinnenräume der Vergangenheit.

Hinter dem Fahrer ist das Platzangebot durch die dicken Vordersitze inakzeptabel. Erwachsene können hier nicht mehr sitzen.

Galerie
Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Angenehmes Platzangebot vorne
  • + Faires Kofferraumvolumen
  • + Rücksitzbank serienmäßig umklappbar
  • - Platz hinten
  • - Qualitätseindruck
  • - Materialwahl

Antrieb

4.5 von 5

Der Motor ist das Sahnestück des Fiesta ST. Dieser 1.6 ist, aus meiner bescheidenen Sicht, das Beste in der Klasse <2 Liter, das momentan am Markt zu finden ist. Brachialer Durchzug charakterisiert das Fahrzeug und so ist die Gangwahl relativ irrelevant. Ab ca 2.000 u/min steht immer genügend Leistung an. Dazu klingt der Motor durch die Membran in der Spritzwand auch recht kernig, was hervorragend zum Fahrzeug passt. Für einen "sportlichen" Motor wird hochtouriges Fahren aber zu wenig belohnt. Der Motor ist eher Ackerbulle als Rennpferd und würde so auch gut in ein deutlich schwereres Fahrzeug passen.

Interessant ist der faire Verbrauch. Bei normaler Fahrweise sind <7 Liter problemlos machbar, 10 Liter habe ich auch bei "jugendlichstem" Fahrstil nicht geschafft.

Absolut untragbar sind die viel zu großen Motorbewegungen unter Last. Im ST ist die gleiche Motoraufhängung wie z.B. in einem 1.25. Dadurch leidet die Traktion und bei Schaltvorgängen in der scharfen Gangart versetzt das ganze Fahrzeug. Sorry Ford, aber das geht so nicht. Abhilfe gibt es aber z.B. von COBB oder Mountune für schmales Geld (ca $129).

Das Getriebe ist mit einer kurzen, aber von den Anschlüssen perfekt auf den Motor abgestimmten, Übersetzung eine Freude. Einzig die etwas zu langen Schaltwege und die relativ aggressive Kupplung stören.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Bärenstarkes Turbotriebwerk
  • + Sehr gutes Potenzial für Leistungssteigerungen
  • + Exzellente Getriebestufung
  • + Fairer Verbrauch
  • - Niedrige Maximaldrehzahl für ein Sporttriebwerk
  • - Weiche Motoraufhängung

Fahrdynamik

4.5 von 5

Das Fahrwerk, traditionell eine der Kernkompetenzen von Ford, ist eine wahre Pracht. Der Fiesta saugt sich für einen FWD bereits im Serienzustand ausgezeichnet in Kurven und ist relativ narrensicher abgestimmt. Dabei ist ein sehr interessanter Aspekt zu beobachten: Der Wagen fühlt sich extrem schnell an, ist es aber (objektiv) gar nicht. Diverse Hochleistungsfahrzeuge der Premiumhersteller sind deutlich schneller aber weitaus weniger spaßig. Mein E92 335d wäre ein solches Beispiel. Enge Strecken und langsame, knackige Kurven sind das Terrain des ST, auf dem er ziemlich viele, deutlich teurere, Fahrzeuge problemlos stehen lässt.

Die Bremsen sollen eine Schwäche des ST sein, was durch andere Scheiben und Beläge zu beheben ist, mein Testwagen hatte aber nichts zu beanstanden.

Absolut überraschend war für mich das Setup am Grenzbereich. Ist ESP aus, neigt der ST zu einem kontrollierbaren Übersteuern unter Last. Eine famose Eigenschaft in unseren traurig-untersteuernden Allrad SUV-Zeiten.

Einen Fehler begeht Ford dennoch: Ein "elektronisches" Sperrdifferenzial ist Mumpitz. Der Fiesta schafft es schon als Serienversion die Vorderachse im ersten und zweiten Gang an die Grenze zu bringen. Dabei versetzt der Wagen deutlich.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Erstaunliche Kurventempi
  • + Agiles Fahrverhalten
  • + Hervorragende Lenkpräzision
  • + Standfeste und starke Bremsen

Komfort

3.0 von 5

Nun Komfort ist nicht die Stärke des Fiesta ST. Das trockene Fahrwerk, der engen Innenraum hinten, der laute Motor (Wieso ist das in dieser Klasse ein Nachteil?) und die komplett wirre Bedienung des Sony Soundsystems sind keine Freude.

Die Recaros geben zwar hervorragenden Seitenhalt, sind aber für Menschen mit einem breiten Kreuz im Bereich Schultern/Latissimus etwas zu eng.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Gute Klimatisierung
  • + Guter Seitenhalt vorne
  • - Lautes Innengeräusch
  • - Wirres Bedienkonzept
  • - Winziger Sony Sync II Bildschirm

Emotion

4.0 von 5

Für Menschen, die auf die Meinung anderer pfeifen und kein Statussymbol brauchen. Der Wagen macht wirklich jedem Spaß, in den Worten von Chris Harris, Matt Farah und vielen vielen anderen, die mehr Ahnung haben als der Author: "If you don't like (the Handling of) the Fiesta ST, you must be a bad person".

Galerie
Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Nettes Design
  • + Extrem witziges Fahrverhalten
  • - What Image?

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Unglaublich witziges, agiles und zugleich absolut alltagstaugliches Fahrzeug. Der Preis ist fast schon verboten Gut und diesseits eines (deutlich weniger alltagstauglichen) MX5 gibt es nichts, was auf einer engen Landstraße mehr Spaß macht.

Antriebsstrang, Lenkung und alles, was für das Fahren notwendig sind brillieren.

Hervorragendes Tuningpotenzial.

 

... Ich hab einen gekauft ;)

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Kein Statussymbol. Objektiv gar nicht mal so schnell, wie er sich anfühlt. Mäßiger Komfort.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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