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Daihatsu Charade G 200 1.5 Test

06.11.2014 13:27    |   Bericht erstellt von cookie.666

Testfahrzeug Daihatsu Charade G 200 1.5
Leistung 75 PS / 55 Kw
Hubraum 1499
HSN 7111
TSN 353
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 200000 km
Getriebeart Handschaltung
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 3 Jahre
Gesamtnote von cookie.666 3.0 von 5
weitere Tests zu Daihatsu Charade G 200 anzeigen Gesamtwertung Daihatsu Charade G 200 3.0 von 5
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Einleitung

Ich habe das Fahrzeug mehrere Jahre und fast 50000km gefahren und eine sehr zwiespältige Einstellung dazu.

Anfangs habe ich das Fahrzeug als armer Student aus der Not heraus in katastrophalem Pflege-Zustand von meinem Vater übernommen. Der rote Lack war schweinschenrosa, Die Sitze durchgesessen, die Bremsen durch längere Standzeit (ca. 6 Monate) natürlich festgegammelt und aus dem Radkasten wuchs bereits Grünzeug. Soll heißen: gekauft hätte ich einen solches Modell nie.

Das Fahrzeug wurde in Eigenleistung aufbereitet und instand gesetzt. Die über die Jahre gesammelten Erfahrungen versuche ich hier möglichst objektiv darzustellen.

Galerie

Karosserie

3.0 von 5

Die Karosserie ist durch die großen Fensterflächen sehr übersichtlich gestaltet. Die dünnen A-, B- und C-Säulen versprerren einem kaum den Überblick.

Ansonsten typisch japanischer Kleinwagenbau. Dünne Bleche, wenig Dämmung. Dank Teilverzinkung war Rost kein großes Problem, obwohl es am Ende einige löcherige Bodenbleche im Bereich der hinteren Längsträger gab.

Platz ist vorn wie hinten eben Kleinwagentypisch. Absolut betrachtet mangelt es nicht an Platz. Durch relativ flache Türen und sehr kleinen Mitteltunnel wird auch nicht zuviel Platz verschwendet.

Der Kofferraum ist beim Stufenheck-Modell recht groß, allerdings stören die ausladenden Schaniere, die bei voller Beladung das Gepäck platt drücken.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Durch große Fensterflächen sehr übersichtlich
  • - Materialanmutung eher billig

Antrieb

3.5 von 5

Der Motor ist mit das Sahnestück des Fahrzeugs. Eine typisch japanische 1,5 Liter 16 V Maschine. Zuverlässig, sparsam, spurtfreudig.

Die Maschine wurde mit 75 und 90PS angeboten, wobei sich die 75PS Version nur durch ein (herausnehmbares *hüstel*) Drosselteil im Ansaugtrakt unterscheidet. Drehtmoment liefern beide Versionen fast schon zuviel für das Fahrwerk. Sobald die Straße nass ist, rutschen beim Anfahren selbst bei zurückhaltender Fahrweise die Vorderräder durch. Die 90 PS Version zieht im oberen Drehzahlbereich nochmals deutlich besser.

Das Getriebe ist gut abgestuft, allerdings ist die Schaltung im Alter sehr schwergängig und absolut unpräzise geworden. Dieses Problem war auch mit allerlei Schmiermitteln kaum zu beseitigen und ging so weit, dass für Außenstehende die Gänge nicht mehr zu sortieren waren.

Der Motor lief die ganze Nutzungdauer problemlos, hatte aber am Ende mit verhärteten Ventilsitzdichtungen zu kämpfen. Was aber bei dem Alter normal ist.

Galerie
Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Motor kommt mit dem leichtgewichtigen Fahrzeug gut klar
  • + Auch bei zügiger fahrweise günstiger Verbrauch
  • + Getriebe gut abgestuft
  • - Motor läuft recht rau
  • - Schaltung wurde im Alter sehr hakelig (Schalthebellager verschlissen)

Fahrdynamik

3.0 von 5

Das Fahrzeug beschleunigt subjektiv weit besser, als es auf dem Papier aussieht. Kraft steht immer bereit.

Im Gegensatz zu den Bremsen, die wirklich äußerst schwach wirken. Insbesondere die Trommelbremsen an der Hinterachse hatten eine schlechte Wirkung und machten auch über die gesamte Besitzdauer immer wieder Probleme durch festgegangene Kolben und schwergängige Handbremsseile.

Das Kurvenverhalten ist auf trockender Straße durchaus gut. Es darf nur nicht rutschig werden. Dann untersteuert das Fahrzeug schon fast bösartig. Bösartig ist auch die Reaktion auf Lastwechsel, dann kann schon mal unvermittelt das Heck kommen. Ohne ESP hat hier der Fahrer noch alles selbst in der Hand.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + gute Beschleunigung, guter Durchzug
  • + wendig und bei trockenem Wetter gute Kurvenlage
  • - Bremsen sehr schwach (insbesondere Hinterachse)
  • - auf rutschigem Untergrund wenig Grip beim Beschleunigen (in Kurven durchrutschende Räder im 3. Gang)
  • - tendenziell starkes Untersteuern mit Neigung zum schlagartigen Übersteuern bei Lastwechseln

Komfort

3.0 von 5

Komfort?

FH, ZV, gute Heizung - das war's. Die Sitze sind eine Katastrophe. Der Fahrersitz zeigte schon sehr früh Auflösungserschienungen in Form von herabrieselndem Schaumstoff. Aber auch sonst sind die Sitze nicht wirklich für die Langstrecke. Der geringe Seitenhalt zumindest verhindert allzu forsches Kurvenkratzen.

Durch quasi nicht existente Geräuschdämpfung ist es im Innerraum laut. Man hört jedes mechanische Geräusch von Motor und Getriebe - was je nach Standpunkt auch einen gewissen Unterhaltungswert haben kann. Aber das war in meinem Fiesta GFJ nicht anders.

Trotzdem haben Freunde beim Mitfahren durch Stadtgebiet (50km/h, 5. Gang) gefragt, warum man denn so rasen muss. Bei diesem Auto merkt man die Geschwindigkeit eben noch.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + sehr einfache Bedienung
  • + schnell ansprechende Heizung
  • + ZV und el FH Serie
  • - Sitze schon nach relativ kurzer Nutzungsdauer vollkommen durchgesessen
  • - sehr laute Innengeräusche

Emotion

2.5 von 5

Nunja, über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten. Das Design ist eigenwillig. Aber ein häßliches Auto ist es deswegen nicht. Mir hat er nicht sonderlich gefallen, Freunde fanden ihn fetzig bis schrecklich.

Das Daihatsu keine Prestigeträchtige Marke ist - geschenkt. Der Charade ist aber unterm Blech nichts anderes als ein umgelabelter Toyota Starlet. Und so günstig fährt man Toyota-Qualität (was die Haltbarkeit angeht) sonst nicht.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Eigenwilliges Design
  • + unterm Blech steckt ein Toyota Starlet
  • - Daihatsu klingt einfach nicht in Europa, was sich bewiesen hat

Unterhaltskosten

Verbrauch auf 100 km 7,0-7,5 Liter

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Ein ausgefallener, fast schon schrulliger, in unseren Landen eher selten anzutreffender Kleinwagen mit Stufenheck. Die Toyota-Verwandschaft von Daihatsu merkt man insbesondere in der Haltbarkeit der mechanischen Bauteile, weniger bei der Qualitätsanmutung. Aber die war weder bei Mazda, Nissan und Co. noch bei Ford oder VW zu dieser Zeit (1994) wesentlich besser.

Die Kehrseite sind die schlechten Sitz und schwachen Bremsen.

 

Hätte ich ihn nicht schon in einem so schlechten Zustand übernommen, hätte ich ihn gern noch etwas länger gefahren.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Ein typischer Japan-Dünnblech-Bomber der früher 90'er Jahre. Nichts für komfortorientierte Technik-Fetischisten und Sicherheitsfanatiker.

Gesamtwertung: 3.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.0 von 5 möglichen Sternen
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